Ein mächtiges Konzert an Zustimmung und überschwänglichem Lob: Anlässlich des 1000jährigen Stadtjubiläums von Erlangen ist das Erlanger Stadtlexikon erschienen, das „als eines der anspruchsvollsten Projekte des Jubiläumsjahres gilt“, wie die Erlanger Nachrichten Anfang Oktober 2002 berichteten. Und
auch die Alma mater Erlangen-Nürnberg bedachte das Werk „mit höchstem Lob und empfand vor allem die…mehrEin mächtiges Konzert an Zustimmung und überschwänglichem Lob: Anlässlich des 1000jährigen Stadtjubiläums von Erlangen ist das Erlanger Stadtlexikon erschienen, das „als eines der anspruchsvollsten Projekte des Jubiläumsjahres gilt“, wie die Erlanger Nachrichten Anfang Oktober 2002 berichteten. Und auch die Alma mater Erlangen-Nürnberg bedachte das Werk „mit höchstem Lob und empfand vor allem die Gewichtung der Universität als äußerst gelungen“.
In der Tat haben die 220 Autorinnen und Autoren ein profundes Werk vorgelegt: Die insgesamt 2.400 Lemmata bilden eine konsistente Diagonale der Geschichte Erlangens von der Ersterwähnung der „villa erlangon“ in einer Urkunde Heinrichs II. vom Juli 1002 über die „Hugenottenstadt“ des 18. Jahrhunderts bis hin zur Gegenwart der „Medizinhauptstadt“ Erlangen. Vorgeschaltet sind dem lexikalischem Teil Essays zur Vor- und Frühgeschichte der Region, zu den Anfängen Erlangens bis 1361, zur Altstadt Erlangen 1361-1812, zur Neustadt Erlangen 1686-1812, zur Rolle Erlangens im Königreich Bayern 1810-1918 sowie zu Erlangen in Weimarer Republik und „Drittem Reich“. Kurze Kapitel zu den innovativen Wirtschaftszweigen der Hugenotten und der zukünftige Platz Erlangens als mustergültiger High-Tech-Standort runden den essayistischen Teil ab.
Auch die die Einzelstichwörter abrundenden Quellen- und Literaturangaben sind durchaus sinnvoll und gewähren eine wissenschaftliche Vertiefung des Gegenstandes. Das ist aber auch die „Schwäche“ des sonst gründlich recherchierten, sonst aber unter großem Zeitdruck zustande gekommenen Sammelwerkes: Die Herausgeber hätten dem literaturakzentuierten Schlüsselbereich „Nachweise“ etwas mehr Gewicht geben können.
Ebenso das sehr gerafft abgesteckte, in seiner pluralistischen Vielfalt überaus weite Feld der Erlanger Vereine – darunter die Repräsentanzen der überregionalen politischen Verbände – mag als nicht ganz befriedigend empfunden werden. So ist zwar etwa dem Deutschen Flottenverein von 1898 ein Stichwort eingeräumt, aber der von dem Erlanger Augenmediziner Prof. Oskar Eversbusch († 1912) präsidierte Erlanger Organisationsbezirk des politisch einflussreichen Alldeutschen Verbandes – der im Stadtarchiv Erlangen eine eigene Abteilung bildet (!) – bleibt gänzlich unberücksichtigt. Aber das sind „seismologisch“ nicht wahrnehmbare kleinste Unebenheiten eines ganz hervorragenden wissenschaftlichen Werkes.