Ernestine Voß (1756–1834), geborene Boie, ist aus der deutschen Kulturgeschichte um 1800 vor allem als Ehefrau des Dichters und Homer-Übersetzers Johann Heinrich Voß im kulturellen Gedächtnis geblieben. Sie war aber weit mehr als nur die ‚gute Seele’ der beinahe sprichwörtlichen „Vossischen Hausidylle“, so sehr sich auch in ihrem ‚Beruf’ als Ehefrau, Hausfrau und Mutter ihr weibliches Selbstkonzept erfüllte. Neben einer reichen, teilweise mit ihrem bzw. für ihren Ehemann gepflegten Korrespondenz hat sie eine Reihe von autobiographischen, biographischen, pädagogischen und literarischen Texten hinterlassen, von denen zu Lebzeiten nur einige publiziert wurden. Die bekanntesten Schriften von ihr sind die "Mitteilungen aus dem Leben von Johann Heinrich Voß", die in mehreren Stücken in der zwischen 1829 und 1833 von ihrem Sohn Abraham Voß edierten Briefausgabe seines Vaters erschienen. Anhand von Manuskripten einiger ihrer Texte ist jetzt nachzuweisen, dass die gedruckten Schriften von Ernestine Voß an vielen Stellen stark überarbeitet worden sind. Diese Überarbeitungen blieben bislang von der Forschung unberücksichtigt. Die Studie von Axel E. Walter untersucht erstmals das gesamte schriftstellerische, nicht briefliche Werk von Ernestine Voß unter Einbezug ihrer Handschriften. Im Anhang sind einige der wichtigsten Texte mit ausführlichen Kommentaren ediert, so dass der Leser der Schriftstellerin Ernestine Voß auch unmittelbar begegnen kann.