Die Europäische Union hat dem Klimaschutz hohe Priorität für ihre Aktivitäten zugewiesen. Das neue Strategiepapier der Kommission der Europäischen Union haben der Energiekommissar Günther Oettinger und die für den Klimaschutz zuständige Kommissarin Connie Hedegaard am 8. März 2011 in Straßburg vorgestellt. Die Empfehlungen im Strategiepapier sind wegweisend für die weltweite Klimaentwicklung. Zu den Eckpunkten der Strategie gehören die Festlegung eines Mindestziels für die Reduktion von Treibhausgasemissionen, die Fortführung des europäischen Emissionshandelssystems, die Steigerung der Energieeffizienz, der Ausbau der erneuerbaren Energien und die Technologieförderung. Es wurde u.a. bestätigt, dass in der Europäischen Union in den kommenden vierzig Jahren der Kohlendioxidausstoß um achtzig bis 95 Prozent, verglichen mit 1990, gesenkt werden muss, wofür sich die Union schon im Jahr 2009 verpflichtet hatte. Dies muss sein, um den Anstieg der Erdtemperatur auf höchstens zwei Grad, verglichen mit der vorindustriellen Zeit, zu begrenzen. Dieses Ziel wurde auch auf der Klimaschutzkonferenz in Cancún, Mexiko bestätigt. Zusätzlich sollen Klimaschutzmaßnahmen in dritten Staaten durchgeführt werden, die sich die Europäische Union anrechnen lassen kann. Als Zwischenziele werden genannt: Reduzierung der Kohlendioxid-Emissionen bis 2020 um zwanzig oder sogar um 25, bis 2030 um vierzig und bis 2040 um sechzig Prozent. Diese ehrgeizigen Ziele sollen nach den im Strategiepapier formulierten Aussagen mit einem ganzen Bündel von Aktivitäten erreicht werden: Ausbau der Erzeugung mit erneuerbaren Energien und der Energienetze, Ersatz von mit fossilen Kraftstoffen betriebenen Kraftfahrzeugen durch Elektrofahrzeuge, Modernisierung von Industrieanlagen, Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid (CCS) aus Kraftwerken und Industrieanlagen, Passivhäuser und durch weitere Energiesparmaßnahmen. Die notwendigen Investitionen werden auf 270 Milliarden Euro pro Jahr beziffert. Elektrischer Strom soll sowohl nach den im Strategiepapier formulierten Vorstellungen der Europäischen Union als auch nach denen des deutschen Sachverständigenrats für Umweltfragen bis 2050 fast vollständig aus treibhausgasarmen Quellen erzeugt werden. Der Unterschied zwischen den europäischen und deutschen Vorstellungen liegt darin, dass nach den Plänen der Europäischen Union auch die Kernenergie dazu gehören soll. Den wesentlichen Zielen und Herausforderungen der übernationalen und nationalen Pläne für die erneuerbaren Energien widmen sich die Beiträge dieses Buchs. Tobias Schmid gibt einen Überblick über Aspekte des Klimaschutzes beim Zusammenspiel regenerativer und konventioneller Stromversorger. Professor Martin Faulstich, Vorsitzender des Sachverständigenrats für Umweltfragen, stellt das Gutachten der Sachverständigen zur hundertprozentigen Stromversorgung aus erneuerbaren Energien vor. Professor Klaus Riedle stellt dem die Energieszenarien für Deutschland nach den Vorstellungen der VDI-Gesellschaft Energieund Umwelt gegenüber. Die Position der Industrie wird mit dem Beitrag über die Strategie der E.ON Climate & Renewables von Sven Rudloff deutlich. Konzepten und Strategien widmen sich weitere Beiträge, in denen die Vorstellungen der Bundesregierung, der Wirtschaft und als Besonderheit Entwicklungsszenarien der energetischen Biomassenutzung gegenübergestellt werden. Professor Michael Beckmann, Leiter der Fachgebiete Verbrennung, Wärme- und Stoffübertragung im Institut für Energietechnik der Technischen Universität Dresden, zeigt Entwicklungen und Perspektiven für die erneuerbaren Energien aus naturwissenschaftlicher und technischer Sicht auf. Die Biomassegewinnung auf bisher anderen Nutzungen vorbehaltenen Flächen ist umstritten. Daher kommt der Zertifizierung von nachhaltigen Biomassen zur Konfliktvermeidung erhebliche Bedeutung zu, wie Karolina Kapsa ausführt. Die Frage der Herstellung und Verwertung von Ersatzbrennstoffen aus Haushalts- und Gewerbeabfällen hat sich von einem heftig umstrittenen Thema zu einem akzeptierten Bestandteil der Abfallwirtschaft entwickelt und ist heute mit zahlreichen Anlagen abfallwirtschaftliche Realität. Die Zukunft der Ersatzbrennstoffe zeigt Thomas Grundmann von der Arbeitsgemeinschaft Stoffspezifische Abfallbehandlung auf. Dr. Barbara Zeschmar-Lahl versucht mit ihrem ökologischen Vergleich von MBA- und MVA-Konzepten der kontroversen Diskussion eine sachliche Basis zu geben. Peter Scur von CEMEX Deutschland berichtet über Erfahrungen mit der Anrechnung des biogenen Anteils von Ersatzbrennstoffen bei der Emissionshandelspflicht. Voraussetzung für die Umstellung der Energieversorgung ist ein grundlegender Umbau der Stromnetze. Dazu werden die Anforderungen an die Netze zur Stromversorgung mit erneuerbaren Energien von Dr. Werner Brinker, Vorstandsvorsitzender der Energie Weser Ems AG dargestellt. Umwelt- und planungsrechtliche Aspekte dazu werden von Rechtsanwalt Dr. Markus Appel behandelt. Einen weiteren Beitrag zum Thema Netze liefert Armin Steinbach vom Bundesministerium für Wirtschaft mit seinen Ausführungen über ein Offshore-Netz in der Nordsee. Die Umstellung der Energieversorgung wirft eine Reihe von rechtlichen Fragen auf, von denen einige in diesem Buch behandelt werden. Erfahrungen mit der Anlagengenehmigung werden am Beispiel von Biomasseanlagen von Rechtsanwalt Dr. Helmar Hentschke dargestellt. Ein bedeutendes, auch rechtlich relevantes Thema ist die Umweltverträglichkeit von Verfahren und Anlagen, hier dargestellt am Beispiel der Biogasanlagen, referiert von Regierungsdirektor Hans-Peter Ewens vom Bundesministerium für Umwelt. Mit rechtlichen Problemen der dritten Zuteilungsperiode des Emissionshandels setzt sich Rechtsanwalt Dr. Markus Ehrmann auseinander. In diesem Zusammenhang ist wichtig, dass nach den Vorstellungen der Europäischen Union die Zahl der Emissionsrechte schneller als bisher geplant sinken soll. Die Marktentwicklung für Biogas in Europa wird von Jens Gatena von trend:research dargestellt. Von den wirtschaftlichen Einflüssen werden die Bedeutung des Exports deutscher Umwelttechnik, Fördermaßnahmen und die Initiierung neuer Projekte angesprochen. Dr. Dirk Bessau weist mit Recht darauf hin, dass ein starker Heimatmarkt Voraussetzung für den erfolgreichen Export ist. Bei den erneuerbaren Energien ist Deutschland gut aufgestellt. Der Vorsprung der deutschen Wirtschaft in der Umwelttechnik soll folglich weltweit genutzt werden. Dazu präsentiert Professor Henzelmann von Roland Berger einen Beitrag zur Umwelttechnik als internationaler Leitmarkt. Über Förderungsmaßnahmen durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau berichtet Markus Schlömann. Die Initiierung von Erneuerbare-Energien-Projekten erscheint für die weitere Entwicklung in diesem Bereich von großer Bedeutung. Beispielhaft wird dieses Thema für Biogasanlagen von Bertram Uecker referiert.