Die hebräischen Worte für Aufbruch und Ankunft meinen wörtlich übersetzt das Ausreissen oder Einschlagen einer Zeltbefestigung. Hier haftet im Sprachgedächtnis das Lebensbewusstsein des Nomaden, immer auf dem Weg sein zu müssen. Von dem Aufbruch Abrahams an ist das Lebensbild des Weges mit dem Bild einer Erneuerung verbunden. Wer sich auf den Weg macht, löst sich von Altem, wird auf dem Weg zum Ziel selbst durch Prüfung und Wandel erneuert. Die griechische Mystik spricht hier von der anakainosis, ein Begriff, der sich in verwandter Form bei Plutarch findet und aus der stoischen Ethik Eingang ins Neue Testament fand, wenn von der Veränderung durch Erneuerung des Sinnes (Röm. 12,2) oder von der Taufe als dem Bad der Erneuerung (Tit. 3,5) gesprochen wird. In einer Zeit mühsamer kirchlicher Reformprozesse liegt die Suche nach durchgehender geistlicher und institutioneller Erneuerung ebenso nahe, wie der Wille zu einer gesellschaftlichen Erneuerung aus den Krisen von Globalisierung, Klimawandel und sozialen Missständen. Das Quatemberheft möchte den Begriff der Erneuerung aufschlüsseln und für Möglichkeiten des Wandels achtsam werden lassen.