Der Essay geht von den geistig-kulturellen Innovationen des 15. und 16. Jahrhunderts aus und stellt das Verhältnis der Epochenbegriffe »Humanismus«, »Renaissance« und »Reformation« in den Rahmen von Pluralisierung und Differenzierung. In einem umfassenden Überblick mit zahlreichen Textzeugnissen macht er den Versuch, die Erneuerungsbewegungen der Epoche aus der Perspektive der zeitgenössischen Gegensätze und Kompromisse zu erklären und fordert damit auch zu einer Neubeurteilung des Verhältnisses von Luther und dem Medici-Papst Leo X. auf. Jan-Dirk Müller ist Professor emeritus für Deutsche Sprache und Literatur des Mittelalters der Ludwig Maximilians-Universität München und einer der hervorragendsten Kenner der Literatur und Kultur der Frühen Neuzeit. Er hat zahlreiche Bücher und Aufsätze veröffentlicht, u.a. zu den Werken Kaiser Maximilians I., zum Faustbuch, zur höfischen Epik und zum Nibelungenlied, zum frühen Prosaroman und zur mediävistischen Kulturwissenschaft.