Stellt man sich unter einem Philosophen einen umfassend gebildeten Denker vor, der die Probleme der Einzeldisziplinen versteht und über die Grenzen der Wissenschaften hinausblickt, so ist Ernst Cassirer einer der letzten. In Logik, Mathematik, Physik, Psychologie, Anthropologie, Sprachwissenschaft, Geschichte, Literatur und Kunst gleichermaßen bewandert, nahm er mannigfache Anregungen der Einzeldisziplinen auf und bereicherte seinerseits viele Wissenschaften. Dies geschah in der Philosophie der symbolischen Formen mit der These, daß sämtliche Weisen der Welterfassung als weisen symbolischer Vermittlung zu verstehen seien. Sprache, Mythos und Religion, Kunst, Technik und Wissenschaft erschließen je eigene Zugänge zur Wirklichkeit und eröffnen uns je eigentümliche Welten. Auf diese Weise stellt sich uns wie in Hegels Phänomenologie des Geistes eine Art System der Kulturentwicklung dar, das zugleich als Hypothese über sämtliche Formen des Wissens aufzufassen wäre. Wichtig ist Phi losophie der symbolischen Formen auch deshalb, weil sie, wie Cassirer in seinem Spätwerk "An Essay on Man" zu zeigen versucht, den Menschen mit seinem Denken konfrontiert und so zu einem besseren Verständnis seiner selbst beiträgt.