Ernst Elias Niebergall (1815-1843), der allzu früh verstorbene Darmstädter Schriftsteller, dessen 200. Geburtstag seine Heimatstadt in diesem Jahr feiert, hat zwei der besten deutschsprachigen Mundartkomödien verfasst. Durch sie ist seine Erinnerung in der Literaturgeschichte gesichert und auf dem Theater nicht nur in Darmstadt, sondern im gesamten Südhessischen noch sehr lebendig. Ansonsten hat die zünftige Literaturwissenschaft ihn ziemlich vergessen: Nicht einmal diese beiden Dramen, die Niebergall zu einem Komödienklassiker machen, sind korrekt ediert. Dass er außerdem über ein halbes Tausend Seiten Novellen als Fortsetzungen in Zeitschriften veröffentlichte und sich offenbar als Autor etablieren wollte, wird mit Blick auf deren nachromantische Trivialität gern als Brotschriftstellerei der zweiten Reihe abgetan. Folge: Es gibt aber bis heute keine diesem Werk angemessene kritische Edition, die solche Urteile überprüfen – annehmen oder verwerfen – lassen könnte, denn die längst vergriffenen Vorläufer der neuen Gesamtausgabe sind inzwischen im Kommentar hoffnunglos veraltet und enthalten zudem viele tausend Druckfehler und -abweichungen von den Erstdrucken. Die Ehrenpflicht einer würdigen Werkausgabe endlich zu erfüllen, hat die Darmstädter GESELLSCHAFT HESSISCHER LITERATURFREUNDE sich entschlossen, mit dem Literaturhistoriker Ulrich Joost als wissenschaftlichem Herausgeber im Justus von Liebig Verlag eine zweibändige Ausgabe von Niebergalls Gesammelten Werken vorzulegen: Sie wird in zwei Bänden mit vierzehn Prosa-Erzählungen, einer Ballade, den beiden Dramen, fünf Stammbuchblättern und zwei Briefen alles noch Überlieferte enthalten. Dazu gibt es eingehende Erläuterungen und Textkritik, ein Glossar, Sammlungen von Lebens- und Wirkungszeugnissen, Chroniken seines Lebens und der Aufführungen seiner Stücke, Bibliographie und ein Nachwort des Herausgebers.