Ernst Toller erzählt in seiner Autobiographie Eine Jugend in Deutschland (1933) von massiven nationalen und konfessionellen Vorurteilen und wechselseitigen Kontaktbeschränkungen zwischen Polen, Juden und Deutschen in seinem Geburtsort Samotschin (heute: Szamocin, Polen). Seine Erinnerungen zählen zu den eindrücklichsten Schilderungen einer Sozialisation im Kaiserreich um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, die sich in der deutschsprachigen Literatur finden. Oft werden sie ohne weitere Problematisierung als historische Quelle zitiert. In den hier vorgelegten Untersuchungen werden erstmals Sekundärmaterialien über die Stadt Samotschin zu Tollers Ausführungen herangezogen, die eine Überprüfung ihres Authentizitätsgehalts ermöglichen. Die Ergebnisse dieses Bandes erlauben es, Tollers Autobiographie um so stärker zu würdigen: Piosik verifiziert wichtige historische Details; Wojtczak macht auf Berührungen zum literarischen Diskurs der Ostmarkenromane aufmerksam, zeigt aber zugleich, wie Toller die interkonfessionellen Vorbehalte seiner Kindheit nicht einfach abbildet, sondern (selbst-)kritisch beleuchtet.
Aus dem Inhalt:
Thorsten Unger (Göttingen): Ernst Tollers autobiographisches Schreiben und sein Geburtsort Samotschin. Eine Einleitung; Maria Piosik (Poznan): Ernst Tollers Kindheit und Jugendjahre in Polen (1893-1912); Hubert Orlowski (Poznan): Annäherungen an Ernst Toller. Ein Rückblick; Maria Wojtczak (Poznan): Ernst Tollers Geburtsstadt Samotschin und die Ostmarkenliteratur; Rezensionen.
Aus dem Inhalt:
Thorsten Unger (Göttingen): Ernst Tollers autobiographisches Schreiben und sein Geburtsort Samotschin. Eine Einleitung; Maria Piosik (Poznan): Ernst Tollers Kindheit und Jugendjahre in Polen (1893-1912); Hubert Orlowski (Poznan): Annäherungen an Ernst Toller. Ein Rückblick; Maria Wojtczak (Poznan): Ernst Tollers Geburtsstadt Samotschin und die Ostmarkenliteratur; Rezensionen.