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»Ein rarer Blick in das seltsam schlagende Herz von Männerfreundschaft.« -- Brigitte
Freundschaftsroman
Was bedeutet es, einen besten Freund zu haben, mit dem man die ersten Liebeserfahrungen teilt, Pläne fürs Leben schmiedet, den man im Erwachsenwerden aus den Augen verliert, der irgendwann seine Arbeit aufgibt, der melancholisch wird, krank, und 58-jährig stirbt? Bodo Kirchhoff erzählt von seiner Freundschaft zu einem tragisch Begabten, der es am Ende vorzog, sich mit all seinem Wissen und all seiner Anziehung einzuschließen.

Produktbeschreibung
»Ein rarer Blick in das seltsam schlagende Herz von Männerfreundschaft.« -- Brigitte
Freundschaftsroman

Was bedeutet es, einen besten Freund zu haben, mit dem man die ersten Liebeserfahrungen teilt, Pläne fürs Leben schmiedet, den man im Erwachsenwerden aus den Augen verliert, der irgendwann seine Arbeit aufgibt, der melancholisch wird, krank, und 58-jährig stirbt? Bodo Kirchhoff erzählt von seiner Freundschaft zu einem tragisch Begabten, der es am Ende vorzog, sich mit all seinem Wissen und all seiner Anziehung einzuschließen.
Autorenporträt
Bodo Kirchhoff, geboren 1948, lebt in Frankfurt am Main und am Gardasee. Nach seinen vielfach gefeierten Romanen¿¿Die Liebe in groben Zügen¿¿(2012) und¿¿Verlangen und Melancholie¿¿(2014) wurde er 2016 für seine Novelle¿¿Widerfahrnis¿ mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet. Zuletzt erschienen sind die Romane¿¿Dämmer und Aufruhr¿ (2018), ¿Bericht zur Lage des Glücks¿ (2021) und ¿Seit er sein Leben mit einem Tier teilt¿ (2024). 
Rezensionen
Kein Freund anspruchsvoller Schreibkunst sollte sich den neuesten Streich von Bodo Kirchhoff entgehen lassen. Johannes Schaack literaturmarkt.info 20120917

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.09.2007

Der neue Roman
Bodo Kirchhoff im Literaturhaus Frankfurt

Der Schriftsteller war froh, eine Freundin neben sich zu wissen. ZDF-Nachrichtensprecherin Petra Gerster war in den vollbesetzten Lesesaal des Frankfurter Literaturhauses gekommen, um Bodo Kirchhoff zu assistieren bei der ersten Lesung aus dessen neuem Roman. "Eros und Asche" heißt das in diesen Tagen bei der Frankfurter Verlagsanstalt herausgekommene Buch, das von der Freundschaft des Autors zu einem Schulkameraden berichtet, die im Sommer 2005 mit dem Tod des Freundes zu Ende ging. Den aus dem Sterben des Freundes hervorgegangenen Roman vorzustellen fiel Kirchhoff nicht leicht, Gersters unsentimentale Nachfragen empfand er als hilfreich.

Das neue Genre des Freundschaftsromans, als dessen Erstling Kirchhoffs Verleger Joachim Unseld "Eros und Asche" eingangs identifizierte, wird Kirchhoffs Buch wohl eher nicht begründen, allein schon deshalb, weil ihm nur wenige Autoren die Intensität des Tons der Sehnsucht, der freudigen Erinnerung und der Trauer nachmachen könnten, den Kirchhoff in den zahlreichen gelungenen Passagen seines Buches erreicht. Aber den neuen Kirchhoff, den Unseld im jüngsten Werk seines Autors auch erblicken wollte, zeigt "Eros und Asche" durchaus. Schließlich ist das Buch dessen erstes rein autobiographisches Werk. Allerdings überzeugt der Roman, der aus dem Stoff des wirklichen Lebens durch gewollte Gestaltung doch noch geworden ist, vor allem dort, wo er sich dem Freund widmet und nicht vom Leben des Autors in der Jetztzeit spricht, dessen Schilderung breiten Raum einnimmt. Das Beste am Buch ist die Treue des Freundes gegenüber dem Toten.

"Pack unsere Dinge in einen Roman", hatte der aus seinem Beruf und seinem Leben ausgestiegene Neurologe den Autor irgendwann vor seinem Eremitentod an einem kleinen Waldsee bei Berlin gebeten. Für Kirchhoff, den Überlebenden, wurde der Roman zur Durcharbeitung des Schmerzes: "Was Trauer ist über den Verlust, habe ich mir schreibend erarbeitet." Für den Toten ist das Buch zu einem großartigen literarischen Epitaph geworden, oft ebenso amüsant wie anrührend. Ob ihm das gefallen hätte? Schließlich sagte Kirchhoff, er wisse, der Freund habe sich am Erfolg des Schriftstellers abgearbeitet. Und in etwas gerettet zu werden, auf das man neidisch war, kann kein reines Glück sein. Aber wenn man zum Auftraggeber des Werkes wird, mag es angehen.

balk.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.11.2007

Das Dreieck von Mund, Hand und Zigarette
Nachruf auf einen Überzeugungsraucher: Im Roman „Eros und Asche” trauert Bodo Kirchhoff, hoffentlich Nichtraucher, um seinen engsten Freund
Dieser Titel riskiert ein Missverständnis. „Eros und Asche”, das klingt nach Kaminfeuer, Cognacschwenkern und ledriger Altherrenphilosophie, und auch das Gattungsetikett „ein Freundschaftsroman” lässt in dieser Kombination eher an Markig-Männliches denken. Aber nichts davon stimmt: Bodo Kirchhoffs Erinnerungsbuch für einen vor zwei Jahren gestorbenen Freund, seinen ältesten und besten, ist alles andere als clubsesselhaft wuchtig. Vorsichtig und zartfühlend lässt der Schriftsteller eine langsam auseinanderdriftende Freundschaft Revue passieren und begutachtet dabei die eigene Geschichte: die sechziger Jahre auf einem Internat am Bodensee; die wechselseitigen Abgrenzungs- und Beeinflussungsmanöver zweier Jugendlicher, die manchmal wie Zwillinge wirken, manchmal wie Antipoden; die Versäumnisse, Nicht-Besuche und Nicht-Gespräche der letzten Jahre, die nach dem Tod des Freundes am Zurückgelassenen nagen.
Dieser Freund „M.” ist ein verschlossener oder vielmehr arroganter Typ: ein Einzelgänger, der seine geheimnisvolle Aura pflegt, aber weder im bohemistischen noch im bürgerlichen Modell so richtig Fuß fassen kann. Als Jugendlicher versenkt er sich in Jünger, Benn und Nietzsche und träumt vom wilden, gefährlichen Leben. Trotzdem studiert er Medizin und wird Arzt, gibt den bürgerlichen Beruf aber Ende der achtziger Jahre wieder auf, um sich im verlotterten Vorwende-Westberlin durchzuschlagen: als fotografierender Ästhet und Vielleser, der so lange wie möglich vom väterlichen Vermögen zehrt. Als M. mit nur 58 Jahren stirbt, hinterlässt er eine riesige Bibliothek und eine Gefährtin, mit deren Hilfe der nachforschende Autor-Icherzähler eine Reihe offener Fragen zu klären versucht.
M. war an einem Lungenemphysem erkrankt, aber er wollte mit dem Rauchen nicht aufhören, im Gegenteil, seinen frühen Tod hat er mutwillig herbeigeraucht, und vielleicht hat er – das wird dem Nachforschenden erst allmählich klar – sein Sterben darüber hinaus mit Medikamenten beschleunigt. Das Rauchen entwickelt sich zum heimlichen Leitmotiv dieses Freundschaftsromans, der eigentlich etwas ganz anderes ist: eine Raucherbiographie. Das liegt nicht nur daran, dass schon die allererste Begegnung der beiden Jungen mit einer Zigarette beginnt, die M. dem zukünftigen Zimmergenossen im Gaienhofener Internat anbietet.
Das Rauchen wird für ihn immer mehr zum Charaktermerkmal und zur ästhetischen Haltung, mit der sich das Leben auf Distanz bringen und gleichzeitig erotisch aussaugen lässt. Ähnlich wie beim literarischen Großraucher Zeno Cosini gehören für M. das Lieben und das Rauchen, die Frauen und die Zigaretten irgendwie zusammen: „Eine genügte mir nicht und viele auch nicht. Ich begehrte sie alle!” heißt es in Italo Svevos Gewissensroman.
Im Unterschied zu Cosini scheint M. aber nicht vom ewigen Aufhörenwollen geplagt zu sein, sondern vom rastlosen Weitermachen. Nirgendwo kann er ganz bleiben, weder bei seinem Beruf, noch beim Schreiben, das er wohl ansatzweise versucht hat, und am allerwenigsten bei einer Frau. Dass der Schriftstellerfreund in den achtziger Jahren heiratet und eine Familie gründet, beäugt M. mit leisem Misstrauen (und dass ihn die Frau des Schriftstellers nie richtig leiden konnte, leuchtet unmittelbar ein). M. war ein Leben lang damit befasst, einen Zigarettenroman in hunderttausenden von kurzen Kapiteln zu schreiben. Eine zu rauchen war seine wahre Beziehung zur Welt, schreibt Bodo Kirchhoff über den fernen Freund, der konsequent an seiner Verflüchtigung gearbeitet hat.
„M. hatte immer Reval geraucht, aber gelegentlich auch meine Roth-Händle”: Das Raucher-Psychogramm ist von der Schriftsteller-Biographie nicht zu trennen. In ihrem Internatszimmer beobachten sich die Freunde eifersüchtig; jeder stürzt sich auf eine Rolle und beurteilt die Lebenspläne des anderen nach dem zu erwartenden Intensitätsgewinn. Aber nicht nur diese unendlich ferne Sechzigerjahre-Jugend, auch der Alltag seit dem Tod M.‘s im August 2005 ist Teil der Freundes- und Selbstbespiegelung.
Im folgenden Sommer, markiert von der Fußball-WM und den Spuren des Problembärs, macht sich Bodo Kirchhoff an die Aufarbeitung seiner Freundschaft, die auch eine Art Liebesbeziehung war; und in dieser scheinwerferartigen Suchbewegung zwischen dem „Live Fast, Die Young”-Gestern und der vermeintlich trivialen Gegenwart liegt die feine Ironie des Buches. Das Kirchhoffsche Schriftstellerleben, das eben auch von VG-Wort-Schecks, pubertierenden Kindern, Literaturbetriebsklatsch, Schreibkursen am Gardasee und Lesungen im Karlsruher „Mann Mobilia” geprägt ist, macht den Kontrast zum Steppenwolfdasein des Internatsbruders nur noch größer.
„Das Beste behält man für sich”, hatte der Freund in einem der Tagebuchbände Ernst Jüngers fett unterstrichen. Sein autoerotisches Dreieck aus Mund, Hand und Zigarette hat M. wohl nur selten verlassen. Nun hat sein Schriftsteller-Zwillingsbruder ein Trauerbuch geschrieben, das diesen hemmungslosen Subjektivismus einer nicht enden wollenden Sechzigerjahre-Rebellion gekonnt ins Bild setzt. Ob Roth-Händle oder Reval, den Raucher muss man wohl als aussterbende Gattung betrachten. Aber die archaische Schönheit des Rauchens, seine selbstverliebte Ästhetik und Formensprache haben in „Eros und Asche” einen würdigen Behälter gefunden. JUTTA PERSON
Bodo Kirchhoff
Eros und Asche
Ein Freundschaftsroman. Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 2007. 278 Seiten, 19,90 Euro.
„Eine genügte mir nicht und viele auch nicht. Ich begehrte sie alle!”
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Was Rezensent Andreas Kilb von diesem Buch hält, ahnt man schon aus der Unterzeile. Da heißt es "Bodo Kirchhoff versenkt eine Freundschaft im See". Interessant ist zu lesen, wie Kilb den Autor insgesamt aufs Korn nimmt. Er schätzt dessen Schreiben, vermisst aber einen außerhalb der Person des Schriftstellers liegenden Inhalt. Kein "Freundschaftsroman" sei dies, sondern ein Buch über die Sehnsucht nach Freundschaft, oder auch über das Scheitern der Erinnerung an den Freund. Denn in allem, was der Autor tue, denke und beschreibe - Reisen, Gespräche am See, Freude über den VG-Wort-Scheck - dränge sich der Alltag eines bundesdeutschen Schriftstellerlebens in den Vordergrund. "Als Dokument der Unfähigkeit", sich literarisch und ernsthaft mit der gemeinsamen Kindheit zweier Freunde zu beschäftigen, schreibt Kilb, ist dieses Buch "ein Triumph". Als Requiem jedoch ein "Häuflein Asche".

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