Jürgen Oelkers stellt den Gründungsmythos der Reformpädagogik vom Kopf auf die Füße: Das wahre Gesicht der ursprünglichen Reformpädagogik ist gekennzeichnet von getarnten sexuellen Übergriffen, der Demütigung zahlreicher Schüler, von Führerkult und Intrigen. Die politischen Optionen waren völkisch, chauvinistisch und oft begleitet von rassistischen und antisemitischen Tendenzen.Die Geschichte der Reformpädagogik ist nie von ihrer dunklen Seite her erzählt worden. Stattdessen überwiegen bis heute die Verherrlichung ihrer Gründerväter und die Beschwörung einer »neuen« und »besseren« Erziehung. Anhand von bislang unerschlossenen Quellen zeichnet Jürgen Oelkers nach, wie sich das Leben an den wichtigsten reformpädagogischen Gründungsprojekten, u.a. der Odenwaldschule, wirklich abgespielt hat und erklärt damit, warum die im Laufe des Jahres 2010 bekannt gewordenen Fälle sexueller Übergriffe über Jahrzehnte hinweg bis heute verheimlicht und verschwiegen werden konnten.
»Den brisantesten Text liefert ohne Zweifel der Züricher Erziehungswissenschaftler Jürgen Oelkers, er wird eine pädagogische Diskussion entzünden.« Die ZEIT »Dieses Schweigen durchbricht auch der renommierte Zürcher Erziehungswissenschaftler Jürgen Oelkers. Sein Buch "Eros und Herrschaft" ist für den an der Sache interessierten Leser ebenso spannend, auch wenn es aus der distanzierteren Sicht des Wissenschaftlers geschrieben ist.« WDR 5, Leonardo »Das bestens recherchierte und alle seine auch strittigen Behauptungen zuverlässig belegende Werk bezeichnet der Autor als das einzige Buch, das er ungern geschrieben hat.« taz »Das Buch vermag daher als erziehungswissenschaftlicher Beitrag zur Diskussion um die Reformpädagogik, nicht aber als eine Geschichtsschreibung der reformpädagogischen Anfänge zu überzeugen. Zu wenig beachtet der Autor die Historizität, und schnell fällt er sein Urteil, das wenig Zwischentöne zulässt.« Neue Zürcher Zeitung
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Nach den zahlreichen Missbrauchsfällen des vorigen Jahres sichtet Heinz-Elmar Tenorth in einer Sammelbesprechung die ersten analytischen Auseinandersetzungen zu diesem Thema. "Wahre Schreckenswelten pädagogischer Herrschaft" tun sich für ihn nach der Lektüre dieses Buches auf, in dem der Schweizer Erziehungswissenschaftler Jürgen Oelkers die Geschichte der Landerziehungsheime bis zum Jahr 1933 minutiös aufgearbeitet hat. Doch über historische Aufarbeitung hinaus, gewinnt dieses Buch durch das Aufdecken der inhärenten Machtstrukturen dieser Institutionen an Brisanz, meint Tenorth, denn sie haben Missbrauch und Gewalt erst möglich gemacht. Oelkers suche die Wurzel des Übels, resümiert Tenorth und zerlege dabei auch das Geflecht des Schweigens aus Eltern, Institution und Öffentlichkeit, die sich einig waren nur das Beste zu wollen. Eine endgültige Abrechnung mit der Reformpädagogik habe Oelkers nicht im Sinn, meint Tenorth, auch wenn eine gewisse Pro-Contra-Logik Oelkers Analyse nicht abgesprochen werden kann. Diese Buch fordert für Tenorth die Reformpädagogik dazu heraus, ihre menschenfreundlichen Erziehungsmethoden und deren institutionelle Organisation eindringlich zu hinterfragen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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