Produktdetails
- Verlag: Edition Leipzig
- Seitenzahl: 247
- Abmessung: 23mm x 248mm x 275mm
- Gewicht: 1466g
- ISBN-13: 9783361004368
- ISBN-10: 3361004365
- Artikelnr.: 24638736
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.02.1996Europa
"Erotik in der Gartenkunst. Eine Kulturgeschichte der Liebesgärten" von Michael Niedermeier. Mit einem Geleitwort von Harri Günther. Edition Leipzig 1995. 248 Seiten mit vielen schwarzweißen und farbigen Abbildungen, Stichen, Zeichnungen und Radierungen. Gebunden mit Schutzumschlag. 128 Mark. ISBN 3-361-00436-5.
Im Berliner Tiergarten tut man es und im Englischen Garten zu München auch. Man tat es und tut es vielleicht noch immer im Park Monceau und in Marybones Garten. In Platons Philosophengarten lustwandelten Lehrer und Schüler zwischen Statuen und Bäumen, und der jährliche Umzug am Christopher Street Day endet noch immer in den Anlagen des Central Park. Der "Observateur françois à Londres" konnte bereits 1769 von vielen Gebüschen berichten, "die den Liebenden günstig sind" und die Anlagen nächtens "in Gärten der Liebe und der Lüste verwandelten". Wie sähe diese Welt aus, wenn sich Adam und Eva nur um sich selbst bemüht und nicht nach der Frucht des Baumes gegriffen hätten? Langweiliger wäre sie geworden, weil wir wohl auf die sexuelle Liebe und auf die Paradiesgärten hätten verzichten müssen. Weil die Götter der Liebe schließlich auch die Götter der Gärten waren und "die Liebe im Garten" seit Urzeiten die liebenswerteste Nutzung dieser geheimnisvollen Anlagen darstellt, hat sich Michael Niedermeier aufgemacht, die uralten Zusammenhänge deutlich zu machen. Seine "Erotik in der Gartenkunst" ist köstlich, seine diskrete Indiskretion über die wahre Nutzung der Gärten beeindruckt. Der vorzügliche und mit reichem Bild- und Textmaterial ausgestattete Band "Erotik in der Gartenkunst" spannt glücklicherweise einen weiten kulturhistorischen Bogen, der dem Werk eine sinnvolle und höchst anregend zu lesende Wissenschaftlichkeit verleiht. Michael Niedermeier setzt bei den Tempelhainen der Frühgeschichte an. Über die detaillierten Beschreibungen der Liebesgärten von Antike, Renaissance, Barock, Rokoko und Aufklärung, wo er immer wieder feine Fäden zieht und schlüssig belegbare Fakten liefert, wird schließlich mit den Winter- und Schrebergärten das 19. und 20. Jahrhundert erreicht. Entstanden ist eine überzeugende Kulturgeschichte der Liebesgärten, die bisher eigenartigerweise nicht verfügbar war. Daß in diesem klugen Bericht über die Nutzung der Gärten ausführliche Schilderungen über die Anlagen von Bomarzo bei Rom, Versailles, Rheinsberg, Sanssouci und das Dessau-Wörlitzer Gartenreich nicht fehlen, daß dabei die künstlerische Wirkung der Arbeiten von Watteau bis Niki de St. Phalle nicht übersehen wird, versteht sich von selbst. Niedermeier erreicht etwas Außergewöhnliches: In Zukunft wird so mancher Freund der "Erotik in der Gartenkunst" nicht mehr "nur" durch den Park von Sanssouci wandern. Die Laubengänge, die beschnittenen Hecken, die lauschigen Plätze und die verschlüsselten Statuen werden als das empfunden werden, was sie sind: anregend erotisch. (hph)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Erotik in der Gartenkunst. Eine Kulturgeschichte der Liebesgärten" von Michael Niedermeier. Mit einem Geleitwort von Harri Günther. Edition Leipzig 1995. 248 Seiten mit vielen schwarzweißen und farbigen Abbildungen, Stichen, Zeichnungen und Radierungen. Gebunden mit Schutzumschlag. 128 Mark. ISBN 3-361-00436-5.
Im Berliner Tiergarten tut man es und im Englischen Garten zu München auch. Man tat es und tut es vielleicht noch immer im Park Monceau und in Marybones Garten. In Platons Philosophengarten lustwandelten Lehrer und Schüler zwischen Statuen und Bäumen, und der jährliche Umzug am Christopher Street Day endet noch immer in den Anlagen des Central Park. Der "Observateur françois à Londres" konnte bereits 1769 von vielen Gebüschen berichten, "die den Liebenden günstig sind" und die Anlagen nächtens "in Gärten der Liebe und der Lüste verwandelten". Wie sähe diese Welt aus, wenn sich Adam und Eva nur um sich selbst bemüht und nicht nach der Frucht des Baumes gegriffen hätten? Langweiliger wäre sie geworden, weil wir wohl auf die sexuelle Liebe und auf die Paradiesgärten hätten verzichten müssen. Weil die Götter der Liebe schließlich auch die Götter der Gärten waren und "die Liebe im Garten" seit Urzeiten die liebenswerteste Nutzung dieser geheimnisvollen Anlagen darstellt, hat sich Michael Niedermeier aufgemacht, die uralten Zusammenhänge deutlich zu machen. Seine "Erotik in der Gartenkunst" ist köstlich, seine diskrete Indiskretion über die wahre Nutzung der Gärten beeindruckt. Der vorzügliche und mit reichem Bild- und Textmaterial ausgestattete Band "Erotik in der Gartenkunst" spannt glücklicherweise einen weiten kulturhistorischen Bogen, der dem Werk eine sinnvolle und höchst anregend zu lesende Wissenschaftlichkeit verleiht. Michael Niedermeier setzt bei den Tempelhainen der Frühgeschichte an. Über die detaillierten Beschreibungen der Liebesgärten von Antike, Renaissance, Barock, Rokoko und Aufklärung, wo er immer wieder feine Fäden zieht und schlüssig belegbare Fakten liefert, wird schließlich mit den Winter- und Schrebergärten das 19. und 20. Jahrhundert erreicht. Entstanden ist eine überzeugende Kulturgeschichte der Liebesgärten, die bisher eigenartigerweise nicht verfügbar war. Daß in diesem klugen Bericht über die Nutzung der Gärten ausführliche Schilderungen über die Anlagen von Bomarzo bei Rom, Versailles, Rheinsberg, Sanssouci und das Dessau-Wörlitzer Gartenreich nicht fehlen, daß dabei die künstlerische Wirkung der Arbeiten von Watteau bis Niki de St. Phalle nicht übersehen wird, versteht sich von selbst. Niedermeier erreicht etwas Außergewöhnliches: In Zukunft wird so mancher Freund der "Erotik in der Gartenkunst" nicht mehr "nur" durch den Park von Sanssouci wandern. Die Laubengänge, die beschnittenen Hecken, die lauschigen Plätze und die verschlüsselten Statuen werden als das empfunden werden, was sie sind: anregend erotisch. (hph)
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