In einem Pariser Gefängnis sitzt eine junge Frau in Untersuchungshaft: Am Abend zuvor hat sie in der Metro einem Migranten, der sie angesprochen hatte, eine Weinflasche über den Kopf geschlagen. Erst einige Jahre zuvor war sie selbst als Einwanderin nach Paris gekommen. Was treibt eine Frau, die in der Asylbehörde als Dolmetscherin zwischen Asylbewerbern und Beamten vermittelt, zu einer solchen Tat? Mit wütendem Blick analysiert Shumona Sinha die Kehrseite des Asylsystems. In kraftvoller und bildreicher Sprache stellt sie aufrüttelnde Fragen zu Identität und Zusammenleben in einer globalisierten Welt.
Ein wichtiges, aufrüttelndes Buch, das unter die Haut kriecht und Unbehagen hervorruft. schreiblust-leselust.de 20190530
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Einen sehr zornigen Roman hat Shumona Sinha geschrieben, erklärt Claudia Kramatschek, die in ihrer Kritik Sympathie für die Autorin nur durchscheinen lässt. Sinha erzählt in "Erschlagt die Armen!" von einer Dolmetscherin in einer französischen Ausländerbehörde, die der Rassismus der Franzosen ebenso ankotzt wie die gefälschten Geschichten und der Chauvinismus der Asylsuchenden. Es ist auch Sinhas eigene Geschichte, die sie hier erzählt. Die Sprache ist provokant und manchmal "sehr verliebt in das eigene Wortspiel", so die Rezensentin. Eigentlich bekommen alle hier ihr Fett weg. Warum der Roman jedoch in Frankreich so viel Aufsehen erregte, dass Sinha in Folge ihren Dolmetscherjob verlor, versteht Kramatschek beim besten Willen nicht. Das sagt doch mehr über die französische Gesellschaft aus als über das Buch, findet sie.
© Perlentaucher Medien GmbH
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