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Die studierte Psychologin Sibylle Eisendraht sieht sich mit der Tatsache konfrontiert, daß ihr Michael eine Neue hat. Diese ist emanzipiert, wohlhabend und in der Lage, dank guter Beziehungen, Michael beim Karrieremachen behilflich zu sein. Zwangsläufig stellt Sibylle sich einige Fragen: Will sie Michael zurückhaben? Oder einen ganz anderen? Wer ist schuld an der Trennung? Auf jeden Fall beschließt sie, die Sache total emotional aufzuarbeiten - nämlich sich zu rächen.

Produktbeschreibung
Die studierte Psychologin Sibylle Eisendraht sieht sich mit der Tatsache konfrontiert, daß ihr Michael eine Neue hat. Diese ist emanzipiert, wohlhabend und in der Lage, dank guter Beziehungen, Michael beim Karrieremachen behilflich zu sein. Zwangsläufig stellt Sibylle sich einige Fragen: Will sie Michael zurückhaben? Oder einen ganz anderen? Wer ist schuld an der Trennung? Auf jeden Fall beschließt sie, die Sache total emotional aufzuarbeiten - nämlich sich zu rächen.
Autorenporträt
Eva Heller lebt in Frankfurt am Main, studierte in Berlin Soziologie und Psychologie, wurde zuerst Wissenschaftlerin und Gastprofessorin für Psychologie, danach Cartoonistin und Schriftstellerin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.04.1997

Wenn die Statusziege meckert
Weil Frauen jetzt auch fürs Grobe taugen: Eva Hellers neuer Roman

Zehn Jahre ist es her, seit Eva Hellers Roman "Beim nächsten Mann wird alles anders" der neuen deutschen Frauenliteratur ans Licht der Welt oder doch jedenfalls zum Durchbruch verhalf. Revolutionär war damals, daß die alten Frauenthemen - erstens Männer, zweitens Männer und dann noch ein paar Nebensachen - in der Buntzone zwischen Unterhaltung und Lebensberatung nicht mehr larmoyant oder kämpferisch verhandelt wurden, sondern in einer Form, die der Umschlagtext des neuesten Heller-Buches elegant in die doppelte Negation faßt: "Seitdem wagt niemand mehr zu behaupten, daß Frauen keinen Humor haben."

Inzwischen hat sich gezeigt, daß bei den Vertreterinnen des Genres, dessen dauerhafte Beliebtheit sogar Fachleute überrascht, das junge Pflänzchen weiblichen Humors recht vielgestaltige Blüten treibt, so daß Zielgruppensegmente mit unterschiedlichen Ablach-Erwartungen entsprechend bedient werden können. Eva Heller, deren bisherige Romane laut Verlagsreklame "von Millionen Männern und Frauen mit Begeisterung gelesen" wurden, ja zu den "meistgelesenen" der letzten Jahre zählen, scheint einen besonders publikumsfreundlichen Ton zu treffen, was angesichts ihres präliterarischen Werdegangs als Werbewirtin und Sozialwissenschaftlerin wenig wundert.

Bei ihrem jüngsten Opus erweist sich das professionelle Gespür für Trends schon an dem halb aufsässigen, halb hedonistischen Titel "Erst die Rache, dann das Vergnügen", hat doch die zeitgeistschnittige Frau soeben aus verhaltenstherapeutischen Bestsellern gelernt, daß sie nicht mehr bloß emanzipiert, sondern "böse" sein muß, um möglichst viel Spaß zu haben. Dazu paßt, daß die Romanheldin - eine in der Marktforschung tätige Diplompsychologin namens Eisendraht, die sich selbst als "stark, zäh und flexibel" erkannt hat - in die Vernichtung der Liaison zwischem ihrem treulosen Liebhaber und der verhaßten Rivalin mehr Energie investiert als in die Herbeischaffung des nächsten Lebensabschnittspartners: ein kleiner Schritt für die Menschheit, ein großer für die neue Frauenliteratur.

Der Vorwurf, den ihre Konkurrentin Hera Lind wiederholt einstecken mußte, daß sie sich nämlich von Seite zu Seite kalauere, würde an Eva Heller abprallen wie ein Gummiball. Ihre Humor-Variante ist nicht von der albern verspielten, sondern von der pädagogisch erklärungsfreudigen Sorte. Wenn zum Beispiel - Stichwort "Gummi" - der abgängige Galan dem computergefertigten Abschiedsbrief ein Päckchen Kondome mit der Bemerkung "Für Deine Emanzipation in Deinem künftigen Leben" beilegt, kommentiert die Ich-Erzählerin stellvertretend für die Leser, die diese einfühlsame Lenkung ihres Lachverhaltens offenbar zu schätzen wissen: "Hach, wie witzig."

Die Mitteilung des Mannes, er habe die ganze Nacht am Computer herumfummeln müssen, um für das Schriftstück einen Trauerrand zu programmieren, veranlaßt die Adressatin zu dem Aperçu: "An mir hat er schon lange nicht mehr die ganze Nacht rumgefummelt." Seit Frauen Humor haben, haben sie vermutlich auch Stammtische. Mißverständnisse sind bei Scherzen dieser Machart jedenfalls ausgeschlossen.

Ähnlich geradlinig verfährt Frau Heller beim Fortspinnen des Handlungsfadens, der mit dem Material Eisendraht an Zähigkeit durchaus konkurrieren kann. Die Nomen-est-omen-Dame verdingt sich nach einigen persönlichkeitsverändernden Maßnahmen (gefärbte Haare, angeklebte Warzen) inkognito als Raumpflegerin im Haushalt der "Statusziege", die sich den Computerfummler als "Sextrophäe" hält. Zackig wie ihre Injurien sind auch die Störmanöver, mit denen die falsche Putzhilfe zielbewußt das junge Liebesglück demontiert - nicht etwa, weil sie den Langweiler zurückerobern will, sondern aus nacktem Vergnügen an der Revanche. Auf intrigantes Raffinement legt die Gemeinde der Autorin allem Anschein nach ebensowenig Wert wie auf satirische Ironie oder sprachliche Originalität: Hier geht es in jeder Hinsicht frisch-fröhlich mit dem Holzhammer zur Sache, so, als sollte endgültig das Vorurteil widerlegt werden, daß Frauen nicht fürs Grobe taugen.

Als besonderer Leserservice wird eine Art Französischkurs für Anfänger mitgeliefert, den offenbar auch die Verfasserin unlängst absolviert hat. Der Abstecher nach Avignon, den sie der Heldin auf ihrem Rachefeldzug gönnt, strotzt von praktischen Hinweisen für "Frankreich-Neulinge"; unter anderem macht die Reisende im Selbstversuch die nützliche Entdeckung, daß bei Auslandsgesprächen "die Null vor der Ortsnetzvorwahl wegbleiben muß". Übrigens kommt in diesem Teil des Werkes eine Passage vor, die ahnen läßt, daß Eva Heller einen zwar wenig trainierten, aber funktionsfähigen Sinn für Skurrilitäten besitzt: Frau Eisendrahts Begegnung mit einem französischen Automatik-Abort gewährt uns Momente wohltuender Entspannung auf einer harten Strecke humoristischer Obstipation.

Ein Nebenthema des Romans, der nach guter Genre-Gewohnheit einen Katalog aktueller Markennamen aus Mode und Kosmetik aufbietet, ist das noch immer geheimnisumwitterte Phänomen der Intelligenz. Der Ehemalige der Frau Eisendraht, der die Gewohnheit hatte, mit seinem Intelligenzquotienten zu prahlen, wird im Laufe der Geschichte als Depp enttarnt und steht am Ende da "wie ein kaputter Computer". Wie schon die von der Autorin gefertigte Umschlagzeichnung andeutet, die einen effeminierten Einstein mit herausgestreckter Zunge zeigt, haben Frauen nicht nur Humor, sondern sind auch die Klügeren. Daß das intellektuelle Klima, in dem sich die Romanfiguren bewegen, eher die gegenteilige Vermutung nahelegt, sollte niemanden täuschen. Immerhin fällt uns auf Anhieb kein männlicher Unterhaltungsschriftsteller ein, dem es gelungen wäre, mit so bescheidenem Aufwand an Witz und Spannung so hohe Auflagenzahlen zu erreichen. KRISTINA MAIDT-ZINKE

Eva Heller: "Erst die Rache, dann das Vergnügen". Roman. Verlag Droemer Knaur, München 1997. 318 Seiten, geb., 39,80 DM.

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