Wie auch in anderen Städten Deutschlands lebte in Halberstadt eine jüdisch-orthodoxe Gemeinde über Jahrhunderte mit der Mehrheit ihrer meist christlich geprägten Mitbürger zusammen. Orthodoxe Juden sind gesetzestreu, sie befolgen fast wörtlich die Gebote des Allmächtigen, die dieser ihnen über den Propheten Mose am Sinai verkündet hat. Sie essen kein Schweinefleisch und Geflügel und Rind nur, wenn die Tiere geschächtet worden sind. Am Schabbat, der Freitag abend beginnt und am Sonnabend abend endet, schreiben sie nicht, fassen kein Geld an, fahren weder mit dem Auto noch mit der Bahn, entzünden kein Streichholz und verzichten auf Elektrizität, um nur einige Beispiele zu nennen. Und doch nahmen sie hier und anderswo lebhaften Anteil an ihren Heimatkommunen und trugen als Handwerker, Ärzte, große und kleine Kaufleute Wesentliches zu deren Entwicklung bei, bis sie von den Nazis beraubt, deportiert und ermordet wurden, wenn sie nicht rechtzeitig fliehen konnten. Am Beispiel Halberstadts behandelt die Autorin Einzelheiten dieses Zusammenlebens.