Gegen das Vergessen
»Zum großen Bösen kamen die Menschen nie mit einem großen Schritt, sondern mit vielen kleinen, von denen jeder zu klein schien für eine große Empörung.«
Michael Köhlmeier
Nur etwas mehr als sechs Minuten sprach Michael Köhlmeier am 4. Mai in der Wiener Hofburg. Doch seine Rede hallte durch das ganze Land. Eindringlich und klar wandte er sich gegen all die Politiker, die derzeit fast im Wochenrhythmus antisemitische und rassistische Äußerungen von sich geben. Erstmals sind in diesem Band politische Reden des großen Erzählers Michael Köhlmeier zu lesen. Ein unerschrockener Kommentar zu der Politik unserer Tage, in der Verleumdung und Niedertracht hoffähig geworden sind. Ein wortmächtiger Appell, sich der Verheerungen des Faschismus bewusst zu bleiben und sich zu empören - über den schleichenden Verfall unserer politischen Kultur.
»Zum großen Bösen kamen die Menschen nie mit einem großen Schritt, sondern mit vielen kleinen, von denen jeder zu klein schien für eine große Empörung.«
Michael Köhlmeier
Nur etwas mehr als sechs Minuten sprach Michael Köhlmeier am 4. Mai in der Wiener Hofburg. Doch seine Rede hallte durch das ganze Land. Eindringlich und klar wandte er sich gegen all die Politiker, die derzeit fast im Wochenrhythmus antisemitische und rassistische Äußerungen von sich geben. Erstmals sind in diesem Band politische Reden des großen Erzählers Michael Köhlmeier zu lesen. Ein unerschrockener Kommentar zu der Politik unserer Tage, in der Verleumdung und Niedertracht hoffähig geworden sind. Ein wortmächtiger Appell, sich der Verheerungen des Faschismus bewusst zu bleiben und sich zu empören - über den schleichenden Verfall unserer politischen Kultur.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.01.2019NEUE TASCHENBÜCHER
Die Kunst
der Ethik und Politik
Was für ein Einstieg! Sich nicht „dumm stellen“ zu wollen, das versprach der 1949 geborene österreichische Schriftsteller Michael Köhlmeier gleich mit dem ersten Satz seiner Rede zum „Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus“. Ort des berühmt gewordenen, sechs Minuten währenden Vortrags am 4. Mai 2018: die Wiener Hofburg, Stätte altösterreichischer Politik und Geistesverfassung. Köhlmeier veranstaltete redend, sich empörend über die „naziverharmlosenden“, antisemitischen und rassistischen Äußerungen gegenwärtiger, sogar anwesender Politiker, eine Art Selbstbefragung, just vor diesen ihm gegenüber sitzenden „freiheitlich“ rechtsnationalen Regierungsleuten: „Gehörst du auch zu denen, höre ich fragen, die sich abstumpfen haben lassen . . .?“ Köhlmeiers andere, meist kurze Reden sind ein Einladung zur Menschenliebe. Aber selbst wenn einmal Kunst, Musik, Literatur das Thema seines Vortrags über Schönheit ist, landet er am Ende bei Ethik und Politik, beim Appell eines furiosen Schriftstellers, etwas zu erzählen, das heißt für ihn: nicht und nichts zu vergessen. „Wer das Erzählen aufgibt, begeht Selbstauslöschung“.
WOLFGANG SCHREIBER
Michael Köhlmeier: Erwarten Sie nicht, dass ich mich dumm stelle. Reden gegen das Vergessen. M. e. Nachw. von Hanno Loewy. dtv, München 2018. 96 S., 8 Euro.
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Die Kunst
der Ethik und Politik
Was für ein Einstieg! Sich nicht „dumm stellen“ zu wollen, das versprach der 1949 geborene österreichische Schriftsteller Michael Köhlmeier gleich mit dem ersten Satz seiner Rede zum „Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus“. Ort des berühmt gewordenen, sechs Minuten währenden Vortrags am 4. Mai 2018: die Wiener Hofburg, Stätte altösterreichischer Politik und Geistesverfassung. Köhlmeier veranstaltete redend, sich empörend über die „naziverharmlosenden“, antisemitischen und rassistischen Äußerungen gegenwärtiger, sogar anwesender Politiker, eine Art Selbstbefragung, just vor diesen ihm gegenüber sitzenden „freiheitlich“ rechtsnationalen Regierungsleuten: „Gehörst du auch zu denen, höre ich fragen, die sich abstumpfen haben lassen . . .?“ Köhlmeiers andere, meist kurze Reden sind ein Einladung zur Menschenliebe. Aber selbst wenn einmal Kunst, Musik, Literatur das Thema seines Vortrags über Schönheit ist, landet er am Ende bei Ethik und Politik, beim Appell eines furiosen Schriftstellers, etwas zu erzählen, das heißt für ihn: nicht und nichts zu vergessen. „Wer das Erzählen aufgibt, begeht Selbstauslöschung“.
WOLFGANG SCHREIBER
Michael Köhlmeier: Erwarten Sie nicht, dass ich mich dumm stelle. Reden gegen das Vergessen. M. e. Nachw. von Hanno Loewy. dtv, München 2018. 96 S., 8 Euro.
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Köhlmeiers andere, meist kurze Reden sind eine Einladung zur Menschenliebe. Wolfgang Schreiber Süddeutsche Zeitung 20190108