Inci Y., 37, ist ein typisches Gastarbeiterkind: Sie hat zwei arrangierte Ehen überstanden, sich endlich aus dem Gefängnis ihrer türkischen Familie befreit und geschworen, in Deutschland den Kampf um ihre Existenz aufzunehmen. Aber sie hatte keine Ahnung, was sie erwartete: die Behörden, die Miethaie, die Billiglohn- und Schwarz arbeitgeber, ein 18-Stunden-Tag mit vier Jobs an der Schwelle zur Prostitution, die Schul- und Sprachprobleme ihrer Kinder, der Rassismus, die Angst. Ein Leben an der Armutsgrenze. Fast alle Gastarbeiter aus der Türkei waren in den Sechzigerjahren Unterschicht und blieben schlecht ausgebildet. Sie hatten ja Arbeit. Heute besucht jeder zweite 15-jährige Deutschtürke die Hauptschule, jeder fünfte schafft keinen Abschluss, jeder dritte hat keine Ausbildung. Die Arbeitslosigkeit beträgt 25 Prozent. Das sind die Zahlen. Dahinter stehen Schicksale von Hunderttausenden.