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Eine New Yorker Buchhandlung: dunkel getäfelt, still und stickig in der Hitze des Sommers. Sie sitzt auf einem Hocker, gebeugt über ein Buch, das von einer Frau im Kimono erzählte ... Sie merkt, wie er sie anstarrt, wie er ihre weiße Bluse, ihre Beine fixiert. Ein breitschultriger älterer Mann mit dunkel umschatteten Augen. Sie läßt sich von ihm zum Kaffee einladen, begleitet ihn auf sein Hotelzimmer: So sieht der Beginn einer obsessiven, alles verzehrenden Leidenschaft aus. Nacht für Nacht, am Küchentisch und zwischen den Laken, erzählt Joseph ihr nun seine Geschichte. Josephs Vergangenheit,…mehr

Produktbeschreibung
Eine New Yorker Buchhandlung: dunkel getäfelt, still und stickig in der Hitze des Sommers. Sie sitzt auf einem Hocker, gebeugt über ein Buch, das von einer Frau im Kimono erzählte ... Sie merkt, wie er sie anstarrt, wie er ihre weiße Bluse, ihre Beine fixiert. Ein breitschultriger älterer Mann mit dunkel umschatteten Augen. Sie läßt sich von ihm zum Kaffee einladen, begleitet ihn auf sein Hotelzimmer: So sieht der Beginn einer obsessiven, alles verzehrenden Leidenschaft aus. Nacht für Nacht, am Küchentisch und zwischen den Laken, erzählt Joseph ihr nun seine Geschichte. Josephs Vergangenheit, die Erinnerung daran, die ihn nicht losläßt, ist für Kitty Martyrium und Faszinosum zugleich. Sie wird für die beiden zum Verhängnis.
Autorenporträt
Gwen Edelman, aufgewachsen in New York, war in einem New Yorker Verlag tätig, bevor sie mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern nach Paris ging. Dort schrieb sie WAR STORY, ihren ersten Roman; bereits vor seinem Erscheinen in den USA wurden die Übersetzungsrechte in sechs Länder verkauft.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.04.2002

Schmalz auf Schwarzbrot
Keine Delikatessen: Gwen Edelmans Romandebüt

Die Amerikanerin Gwen Edelman, die früher Verlagslektorin war - mehr erfährt man nicht über sie -, hat für ihren ersten Roman ein überzeugendes Szenario gewählt. Eine Frau fährt im Winter mit der Eisenbahn vorbei an den "unendlichen Feldern Nordfrankreichs" von Paris nach Amsterdam zur Beerdigung ihres früheren Liebhabers, von dessen Tod sie in der Zeitung gelesen hat. In Gedanken tritt sie dabei eine Reise in die Vergangenheit an, die an einem einzigen Schauplatz, einem New Yorker Apartment, spielt. Doch diese wünschenswerte Einfachheit hat einen hohen Preis.

Die Protagonisten sind amerikanische Juden. Die junge Frau, angehende Schriftstellerin aus einem gehobenen Elternhaus, wo man nie über den Holocaust sprach, keinerlei jüdische Bräuche pflegte, möchte von einem Überlebenden wissen, wie es damals war. Sie, wiewohl schon zweiunddreißig Jahre alt, kann man nicht anders denn als einen Backfisch bezeichnen, häufig errötend, unterwürfig und glücklich, wenn der Mann sie, falls er gut gelaunt ist, in die Backe zwickt. Doch meistens behandelt der sexbesessene Roué sie onkelhaft oder brutal, er prahlt mit seinen Frauengeschichten und stößt sie mit seinen schlechten Manieren vor den Kopf. Um die Distanz zwischen den beiden zu zeigen, greift die Autorin zu einem einzigen Mittel: Sie nennt, was der Alte, man muß schon sagen, sabbernd und kleckernd frißt: Blut- und Leberwurst, Limburger, Schmalz, und das auf altbackenem Schwarzbrot. Ja, das ist schon ein Graus für ein höheres amerikanisches Töchterchen!

Einst - behauptet Edelman - war dieser zur Liebe unfähige Zyniker der erfolgreichste "unerhört komische" Dramatiker der Nachkriegszeit in Europa, den die Kritik stets mit Kafka verglich. Damit unterstellt die Verfasserin den europäischen Kritikern freilich ein bißchen viel Unbedarftheit. Sollte etwa ihr, die auf Charakterzeichnung, Details, Atmosphäre verzichtet, der Prager Dichter als Vorbild durch den Kopf gespukt sein? Was der unappetitliche Macho von den Stationen seines Lebens - Wien, Amsterdam, Haifa - erzählt, ist von stereotypenhafter Unerheblichkeit. Geradezu peinlich wirken die Reaktionen seiner Zuhörerin, die etwa so klingen: "Da hattest du bestimmt schreckliche Angst, sagte sie ruhig. Sein Blick verfinsterte sich. Was weißt du schon, herrschte er sie an." Die Banalität solcher Sätze wird durch keinerlei Reflexion gebrochen.

Kein Wunder, daß das ungleiche Paar es nicht lange miteinander aushält. "War Story" heißt das Buch im Original, was auch auf einen Liebeskrieg zwischen den beiden hindeuten soll. Doch das ist viel zu hoch gegriffen bei diesem Joseph Kruger und seiner Gespielin Kitty, die nur als Pappmachéfiguren sichtbar werden. Nein, mehr als eine mißratene Talentprobe ist dieses schmale Büchlein nicht.

RENATE SCHOSTACK.

Gwen Edelman: "Erzähl mir vom Krieg". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Carina von Enzenberg. Piper Verlag, München 2002. 180 S., geb., 16,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Uwe Stolzmanns Reaktion auf dieses Buch ist zwiespältig. Beeindruckt ist er von der Reduzierung der Handlung und der Figuren - die ganze Geschichte spielt in einem Hotelzimmer, in dem ein Holocaust-Überlebender seiner jungen Geliebten aus seinem Leben erzählt. Was dem Rezensenten bestechend erscheint, ist die "karge Sprache", mit der die "opulenten Fabeln" des Joseph K. erzählt werden. Auch den "perfekten" Aufbau der Erzählung lobt Stolzmann nachdrücklich. Richtiggehend "bedrückend" erscheinen ihm die Überlebenstipps, die die Hauptfigur seiner Freundin mitgeben will. Dann aber macht er auch seinem Ärger Luft: es erbost ihn, dass die männliche Hauptfigur fast ausschließlich in "Allgemeinplätzen" spricht. Den Grund dafür sieht er darin, dass die amerikanische Autorin sich all die Schilderungen lediglich "angelesen" hat. Auch dass die beiden Protagonisten auf "These und Antithese" hin konzipiert sind, stört den Rezensenten. Was ihn zusätzlich aufbringt ist, dass der Mann ausschließlich "zynisch", die Geliebte in ihrer Naivität aber geradezu "strohdumm" wirkt.

© Perlentaucher Medien GmbH