Wenn es nach den Großverlagen ginge, bestünde die Literatur lediglich aus Romanen und Ratgebern. Mit solch einer Definition kann die 'Andere Bibliothek' nicht aufwarten. Seitdem es sie gibt, hat sie immer wieder an andere Genres, andere Formen erinnert. Die Kunst, Geschichten zu erzählen, ist älter als der Roman. In der ganzen Welt gibt es Autoren, die sie beherrschen. Sie ist einfach nicht totzukriegen. Einen Fächer ihrer Möglichkeiten will dieser Band vor dem Leser ausbreiten, von der klassischen Novelle des neunzehnten Jahrhunderts bis zur Short Story, von der autobiographischen Erzählung bis zur phantastisch gesteigerten Reportage. Nebenbei entsteht so eine tour d'horizon, die einer Weltreise gleicht. Vom Norweger bis zum Chinesen, vom Russen bis zum Brasilianer reicht die Spanne der Autoren. Es sind berühmte Leute dabei wie Bruce Chatwin und Isaak Babel, aber auch Schriftsteller, die auf keiner Bestseller-Liste erscheinen. Der Autodidakt steht gleichberechtigt nebe n dem Nobelpreisträger. Und nicht der geringste Reiz dieser Geschichten liegt in ihrer Ökonomie. Wo mancher Romancier seinen Stoff auf ein paar hundert Seiten auswalzt, solange, bis er ziemlich dünn wird - hier erscheinen Leidenschaften, Lebenswelten, Verhängnisse in höchster Konzentration. Bei dieser Lektüre wird so leicht niemand einschlafen.