Seit der Jahrtausendwende sind in Deutschland zahlreiche Prosawerke jüngerer Autoren und Autorinnen erschienen, die den Umbruch von 1989/90 und dessen gesellschaftliche Folgen aus jugendlicher Perspektive thematisieren. Während diese Texte in Deutschland im breiteren Kontext der "Wendekinder"-Debatte rezipiert werden, gibt es ähnliche Diskussionen um besondere generationelle Erfahrungen in der jungen tschechischen Literatur vermeintlich nicht. Hier stehen Themen wie das Reisen oder Arbeitsmigration im Vordergrund. Rainette Lange zeigt indes, dass auch in diesen Romanen und Erzählungen Erinnerungsnarrative über das Ende des Sozialismus impliziert sind. Sie spürt adoleszente Umbruchserfahrungen in deutschen und tschechischen Texten auf, vergleicht deren erzählerische Spezifika und analysiert übergreifende Motive und gemeinsame poetologische Merkmale der "Wende"-Repräsentationen in beiden Literaturen.