Wird in der mittelhochdeutschen Literatur von historischen Personen erzählt, gewinnen diese Erzählungen gemessen an historiografischen oder exempelhaften Vorgaben durchaus eigenes Profil. Nach und nach lösen sich die Erzähler von vorgegebenen heilsgeschichtlichen Deutungsmustern oder von der Instrumentalisierung historischen Wissens für feudale Herrschaftsdiskurse. Das führt zu einer gewissen poetischen Eigenständigkeit und zu einer mehr oder weniger ausgeprägten Fiktionalisierung der Stoffe. Otto Neudeck verfolgt diesen Prozess anhand dreier Texte aus dem 13. Jahrhundert: dem Herzog Ernst B, dem Guoten Gêrhart des Rudolf von Ems und dem Heinrich von Kempten Konrads von Würzburg. In den drei Dichtungen werden ganz unterschiedliche historische Personen zur literarischen Figur eines Kaisers Otto verwoben, die durch Typisierung, Entkonkretisierung und Entkontextualisierung ihre erzählerischen Konturen gewinnt.
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