Eine starke Geschichte kann die Welt retten - oder sie zerstören. Sie kann Wahlen entscheiden, Menschenleben retten, aber auch Kriege auslösen und Ungerechtigkeit zementieren. Samira El Ouassil und Friedemann Karig verfolgen diese ambivalente Wirkungsmacht anhand wichtiger Narrative von der Antike bis zur Gegenwart. Und sie zeigen, welche Erzählungen uns heute gefährden und warum wir neue benötigen. Wie gelingt es, den Klimawandel so zu erzählen, dass er zum Handeln drängt? Aus welchen Überlegenheitsmythen entstehen Rassismus und Antisemitismus? Mit welchen Storys manipulierte Trump seine Anhänger, und weshalb verfangen die Lügen der Querdenker und Verschwörungsideologen? Was erzählen wir seit jeher über uns selbst - als Deutsche, als Europäer, als Humanist_innen, über unsere Republik? Gibt es Alternativen dazu? Wie könnte eine wirkungsmächtige neuen Erzählung der Aufklärung aussehen?Geschichten sind ein maßgeblicher Teil unserer Sozialisation. Sie durchdringen Politik, Medien und Kultur, lehren uns, unterhalten uns, verführen uns, beeinflussen unsere Wirklichkeitswahrnehmung - vom griechischen Drama bis zur Netflix-Serie.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Geschwätzig findet Rezensentin Meredith Haaf dieses Buch der Podcast-Autoren Samira El Ouassil und Friedemann Karig. Die beiden wollen die Welt von den Problemen befreien, von Klimawandel, Fleischkonsum, Rassismus und Faschismus. Das findet Haaf sehr ehrenwert, aber wie die beiden darauf herumreiten, dass sie den Schlüssel zur Lösung aller Probleme gefunden haben, lässt sie mit den Augen rollen: Wir müssen uns andere Geschichten erzählen, andere Narrative, erklären El Ouassil und Karig ein ums andere Mal, so als könnte man mit einem bisschen mehr "verbaler Power" den Klimawandel aufhalten, stöhnt Haaf, und als wäre die Fleischindustrie nur eine kulturelle Praxis und nicht auch ein Milliardengeschäft. Dass sie dabei in wenigen Zeilen den Bogen schlagen von der Antike zum Hollywood-Film, kann Haaf verkraften. Aber dass sie mit Zitaten von Ludwig Wittgenstein genauso oberflächlich umgehen wie mit den Sprüchen des Merowinger aus "Matrix" verursacht ihr doch Bauchschmerzen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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