Ein Kennzeichen der romantischen Dichtung ist ihre Universalität. Entsprechend ist ihre Darstellung allseitig und vielgestaltig, erstreckt sich nicht nur auf die Außen-, sondern auch Innenwelt. Zeitlich umspannt sie alle Stufen der Geschichte, räumlich nicht nur den Bereich des Irdischen, sondern auch den des Über- und Unterirdischen. Und wird ein so wichtiger außenweltlicher Aspekt wie die Natur ins Auge gefasst, zumal in der Gestalt als Landschaft, so immer auch in Korrespondenz zu ihrem innenweltlichen Analogon, der Landschaft der Seele. Ein weiteres Merkmal der Romantik besteht darin, dass sie das Weltganze mit einem Theaterblick anschaut. Dieser lässt die Welt als Schauspiel erscheinen, und er legt sie hiernach aus. Zeugnis dafür ist aber nur bedingt und keineswegs ausschließlich das romantische Drama. Zu richten ist das Augenmerk vielmehr auf die romantische Erzählliteratur, da sie vielfach als Medium der Bühnenkunst fungiert und das romantische Welttheater als spezifisch erzähltes Theater darbietet. Theater wird seit jeher auch außerhalb des Theaters gespielt: im Leben, im Traum, in den epischen ebenso wie in den dramatischen Gattungen. Zur Geltung kommt dabei eine Tradition, die bis in die Antike zurückreicht. Dass die ganze Welt ein Schauspiel sei - diese Auffassung erbt die Romantik besonders von Shakespeare und Calderón.
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