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Anfang August fuhr ich durch das bayerische Oberland und in der Nähe von Partenkirchen, dort wo die Berge beginnen, durchfuhren wir auch einen sogenannten schmucken Markt. Die Sonne schien und Sonntag wars. Aber auch abgesehen vom Tage des Herrn herrschte eine überaus feiertägliche Stimmung. Fahnen, Musik, jubelnde Bevölkerung, sowohl Eingeborene als auch Fremde, biedere Landmänner und erholungsbedürftige Bürgersleut. Und warum jubilierten all die Braven? Darum: Durch die Hauptstraße zogen Schützen, viele Schützen, lauter Schützen. Ein Schützenzug. Im gleichen Schritt und Tritt. Fürbaß. Mit…mehr

Produktbeschreibung
Anfang August fuhr ich durch das bayerische Oberland und in der Nähe von Partenkirchen, dort wo die Berge beginnen, durchfuhren wir auch einen sogenannten schmucken Markt. Die Sonne schien und Sonntag wars. Aber auch abgesehen vom Tage des Herrn herrschte eine überaus feiertägliche Stimmung. Fahnen, Musik, jubelnde Bevölkerung, sowohl Eingeborene als auch Fremde, biedere Landmänner und erholungsbedürftige Bürgersleut. Und warum jubilierten all die Braven? Darum: Durch die Hauptstraße zogen Schützen, viele Schützen, lauter Schützen. Ein Schützenzug. Im gleichen Schritt und Tritt. Fürbaß. Mit wallenden Barten und Gamsbärten, Gewehren und Bowiemessern, Standarten und heroischen Wunschträumen. Meist waren es bereits in Lederhosen Geborene, aber es waren auch welche dabei aus Ingoldstadt, Köln, Jena und Berlin. Ja sogar aus Sachsen marschierten welche mit, wortkarg und unnahbar. Trotzdem hätte ich den ganzen großen Schützenzug ziemlich bald vergessen, hätte ich nicht zufällig ein Plakat erblickt. Auf diesem Plakate stand: »Graf Arco Erinnerungsschießen.« Ich dachte zuerst an jenen Herrn, der Kurt Eisner ermordet hatte, aber jener konnte es nicht sein, denn da stand ja ausdrücklich: »Historisches 120. Arco Schießen am 28. Juli, 3. und 4. August 1929.« Also etwas ganz historisches, dachte ich mir und las weiter: »In dankbarer Erinnerung an die Befreiung des vor 120 Jahren am 18. Juli 1809 von den Tirolern belagert und schwer bedrängten Marktes M. durch den kgl. Bayer. Obersten Grafen Maximilian von Arco, der den Markt vor schwerer Brandschatzung bewahrte, begeht die unterfertigte Schützengesellschaft alljährlich ein ¿Arco-Schießen¿. Jeder Gast wird sicherlich eine stete Erinnerung an unseren anmutigen Sommerort, den schönen See und das herrliche Gebirge behalten. Möge es uns daher vergönnt sein, eine recht große Zahl froher Schützenbrüder beim 120. Arcoschießen willkommen zu heißen.
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Autorenporträt
Ödön von Horváth, geboren am 9. Dezember 1901 in Fiume, Rijeka als Edmund Josef von Horváth und gestorben am 1. Juni 1938 in Paris, war ein österreichisch-ungarisch Schriftsteller. Er entstammt einer Militärarztfamilie und verbrachte seine Jugend teilweise in Belgrad und Budapest. Nach seinem Abitur in Wien besuchte er psychologische, literatur-, theater- und kunstwissenschaftliche Seminare an der Universität München und begann zu schreiben. Bekannt wurde er durch zeitkritische Prosa wie Der ewige Spießer, Jugend ohne Gott oder Ein Kind unserer Zeit sowie zahlreiche Theaterstücke (z.B. Geschichten aus dem Wiener Wald, Glaube Liebe Hoffnung).