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Von »Das Verbrechen eines Innsbrucker Kaufmannssohns« aus dem Jahre 1960 bis zu »Am Ortler«, erschienen 1971, reicht das Spektrum der hier versammelten Erzählungen Thomas Bernhards. In ihnen wird die sprachliche Gestaltungskraft dieses Autors deutlich - in Sätzen, die jede mögliche These und Antithese so lange gegeneinander ausspielen und hin- und herwenden, bis jeglicher semantischer Kern aufgelöst ist. So entsteht - trotz des Niedergangs, der Verzweiflung und des Todes, die geschildert werden - der Eindruck, daß die Sprache ein Mittel des Überlebens in dieser Welt ist, und nicht nur des Überlebens, sondern auch der Komik. …mehr

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Produktbeschreibung
Von »Das Verbrechen eines Innsbrucker Kaufmannssohns« aus dem Jahre 1960 bis zu »Am Ortler«, erschienen 1971, reicht das Spektrum der hier versammelten Erzählungen Thomas Bernhards. In ihnen wird die sprachliche Gestaltungskraft dieses Autors deutlich - in Sätzen, die jede mögliche These und Antithese so lange gegeneinander ausspielen und hin- und herwenden, bis jeglicher semantischer Kern aufgelöst ist. So entsteht - trotz des Niedergangs, der Verzweiflung und des Todes, die geschildert werden - der Eindruck, daß die Sprache ein Mittel des Überlebens in dieser Welt ist, und nicht nur des Überlebens, sondern auch der Komik.
Autorenporträt
Thomas Bernhard, 1931 in Heerlen (Niederlande) geboren, starb im Februar 1989 in Gmunden (Oberösterreich). Er zählt zu den bedeutendsten österreichischen Schriftstellern und wurde unter anderem 1970 mit dem Georg-Büchner-Preis und 1972 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Der Suhrkamp Verlag publiziert eine Werkausgabe in 22 Bänden.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.11.2001

Allegorisches Grübeln
Formwillen: Thomas Bernhards Kurzprosa, didaktisch kommentiert

Die "Suhrkamp BasisBibliothek" hat sich längst einen Namen gemacht. Als "Arbeitstexte für Schule und Studium" präsentiert der Suhrkamp Verlag diese Zusammenarbeit mit dem Schulbuchverlag Cornelsen. Doch nicht nur prüfungsgepeinigte Proseminaristen treibt es in die Arme der vielschichtig angelegten Didaktik, mit der diese unprätentiösen Bändchen aufwarten. Auch Lehrer und Liebhaber vertrauen sich gerne den jeweiligen Kommentatoren an, zumal die Bände mit erschöpfenden Hintergrundinformationen, Zeittafeln, Entstehungsgeschichten, Rezeptionsgeschichten, Erklärungsmodellen, Interpretationsskizzen, Wort- und Sacherläuterungen und Literaturhinweisen gespickt sind.

Auch der neueste Band der Reihe, Thomas Bernhards Erzählungen, schickt den Leser wohlpräpariert in die Lektüre. Das Buch reiht sich qualitativ ins Mittelfeld der bisher erschienenen Bände der Reihe. Klugen Erläuterungen zur Verortung der Einzeltexte im Gesamtwerk Bernhards und zu leitmotivischen Zusammenhängen stehen unübersehbare Mängel gegenüber: übertriebene Erklärungen von Austriazismen, Neigung zum "name-dropping", terminologische Assoziationsfreudigkeit ("allegorisches Grübeln"), das Übersehen von Anspielungen im Kommentarteil (zum Beispiel auf Kleist in "Der Zimmerer") und die Unklarheit über die Motivation gerade dieser Auswahl - obgleich der etwas rhapsodischen "Begründung der Auswahl" ein ganzes Kapitel gewidmet ist. Warum fehlt beispielsweise die Erzählung "An der Baumgrenze", die thematisch und stilistisch so viel von Bernhards kürzeren Werken in sich vereinigt?

All das schmälert aber nicht das Verdienst, einen Autor, der in unseren Bildungsanstalten keinen leichten Stand hat, in verträglichen Portionen verdaulich gemacht zu haben. Eine unverzichtbare Sensibilisierung für den Formwillen der Kurzprosa Bernhards leisten beispielsweise die schlichten und treffenden Hinweise zu "Form und Genese modernen Erzählens" und zu Bernhards sprachlichen und thematischen Gravitationszentren im Kommentarteil. Gerade durch diese Vorbereitung wird sich der Leser vorbehaltloser den Exzessen der längeren Prosa des Übertreibungskünstlers ausliefern können.

Die Wahl des falschen Plurals von Trauma im Kommentarteil mag durchaus seine Berechtigung haben, durchwaltet doch den Bernhardschen Textkörper ein einziges Trauma: die Sprachlosigkeit als Sprachexzeß. Mit den Worten des Über- und Bewältigungswerks "Auslöschung": "Die großen Existenzüberbrücker sind immer die großen Übertreibungskünstler gewesen."

BERNHARD MALKMUS

Thomas Bernhard: "Erzählungen". Herausgegeben und kommentiert von Hans Höller. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2001. 200 S., br., 15,- DM.

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