Valerie Schwab wurde als kleines Mädchen Opfer sexueller Gewalt. Nun ist sie er-wachsen und will sich mit Hilfe ihrer damaligen Kinder-Anwältin erinnern. Widerwillig begibt sich Marie Quest mit ihr auf einen Weg, der sie nicht nur zum Täter, sondern in ihre eigene Geschichte zurückführt. Sie findet ihre verloren geglaubte Leidenschaft für ihre Arbeit wieder und übernimmt einen neuen Fall. Wurde die vierjährige Leia von ihrem Vater missbraucht? Was hat Leias Mutter zu verbergen? Marie versucht, Licht in das Dunkel zu bringen. Sexualisierte Gewalt ist ein vielschichtiges Problem, das die gesamte Gesellschaft betrifft. Wenn er stattgefunden hat, kann er Leben zerstören, wenn der Vorwurf unge-rechtfertigt ist, ebenso. Das Thema ist untrennbar mit dem Internet verwoben und so spielt es natürlich in diesem Roman eine Rolle. Er ist jedoch vor allem ein Plädoyer für das analoge Gespräch, die Wiederentdeckung der Langsamkeit und die systemi-sche Arbeit mit Familien. Die Angst, einen Missbrauch zu übersehen, darf nicht zu Vorverurteilungen führen. Verfangen zwischen Unsicherheit und Sorge, zwischen Scham und Sprachlosigkeit, zwischen Fassungslosigkeit und Wut, ist es zu verführe-risch allein auf Strafe zu setzen. Wie beugen wir vor? Wie kann ein besserer Kinder-schutz gelingen? Wer unterbricht den Kreislauf der Weitergabe von Missbrauchser-fahrungen von Generation zu Generation? Und was, wenn Täter selbst Opfer waren? Der Titel dieses Romans: "Es flieht vor einem geheimen Wort" ist angelehnt an den berühmten Text des Novalis "Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren". Bei aller Begeis-terung für die Aufklärung und moderne Wissenschaft bleibt am Ende nur die romanti-sche Hoffnung, das "ganze verkehrte Wesen" möge vor einem geheimen Wort fortflie-gen? Jede Zeit hatte ihre pädagogischen Herausforderungen. Heute spülen digitale Medien Tag und Nacht menschenverachtende Ideen in die Köpfe unserer Kinder und Jugendlichen. Dies zu verhindern und mit vorgelebten Werten wie Mitgefühl, Zivilcou-rage und Nächstenliebe gegenzusteuern, während wir zu viel arbeiten, Medien uns selbst viel abverlangen und wenig Zeit für Kinder bleibt, scheint nun doch eine bei-spiellose Aufgabe unserer Gegenwart zu sein.