Was ist, wenn du merkst, dass du nicht normal bist? Nicht wie alle anderen? Was ist, wenn du merkst, dass nicht alles okay mit dir ist, schon seit Wochen nicht? Und wie sollst du dein Abitur bestehen, wenn du bei der ersten Vorprüfung eine Panikattake bekommst?
Diese Fragen stellen sich der
siebzehnjährigen Elisabeth Charlotte, auch liebevoll "Eli" genannt, unserer Protagonistin. Ihre Eltern…mehrWas ist, wenn du merkst, dass du nicht normal bist? Nicht wie alle anderen? Was ist, wenn du merkst, dass nicht alles okay mit dir ist, schon seit Wochen nicht? Und wie sollst du dein Abitur bestehen, wenn du bei der ersten Vorprüfung eine Panikattake bekommst?
Diese Fragen stellen sich der siebzehnjährigen Elisabeth Charlotte, auch liebevoll "Eli" genannt, unserer Protagonistin. Ihre Eltern sind beide Lehrer an ihrer Schule, ihre Mutter sogar die Schulleiterin. Somit versucht sie, nicht aufzufallen. Elisa selbst beschreibt sich als durchschnittliche Schülerin, die nicht auffällt und keine Probleme macht. Umso mehr schockt sie die Erfahrung, die sie während der Vorabiturprüfung in Chemie, einem ihrer Prüfungsfächer, machen muss: Kaum hat sie sich die ersten Aufgaben durchgelesen, ist die Angst plötzlich da. Keine Angst, die man mal bekommt, weil man sich nicht optimal vorbereitet fühlt. Nein, diese Angst fühlt sich sehr "richtig" an. Elisa hält es keine Sekunde länger in dem Raum aus und flüchtet sich auf die Toilette. In ihrer Eile direkt auf die der Jungen, was sie erst in dem Moment realisiert, als einer vor ihr steht und sehr überrascht ist, ein aufgelöstes Mädchen in BH vor dem Spiegel zu sehen. Sehr peinlich berührt, Elisa beschreibt die Situation als die peinlichste ihres Lebens, versucht sie sich mit einem Vorwand herauszureden, doch Leo aus dem Jahrgang unter ihrem, wie Elisas Kumpel später in Erfahrung bringt, durchschaut sie sofort. Richtigerweise bemerkt er ihre Panikattake, Elisa selbst wird es sich erst viele Monate später endgültig eingestehen, worunter sie leidet. Sie hat es alles andere als leicht mit dem Beruf ihrer Eltern. Wie soll sie ihnen erklären, dass im Inneren ihrer Tochter nicht alles sehr rosig verläuft? Wie soll sie ihnen erklären, was sie so sehr belastet, dass nachts durchzuschlafen unmöglich wird? Wie soll das funktionieren, ohne sie furchtbar zu enttäuschen?
Dieses Buch ist großartig. Und wichtig.
Anne Hoffmann hat mich mit ihrem lebendigen Schreibstil begeistert. Die Seiten fliegen nur so dahin, während man Elisa durch ihr letztes Schuljahr begleitet. Wer regelmäßig liest, weiß, wie verschieden Autor*innen schreiben können. Lange Sätze können anstrengend werden, umso schöner ist es, wenn kurze, prägnante Sätze verwendet werden, wie es die Autorin hier macht. Man fliegt nur so durch die Seiten und es ist nicht schwer, das Buch innerhalb kürzester Zeit durchzulesen. Wie ich schon gesagt habe ist der Schreibstil sehr lebendig. Die Sätze klingen echt und gehen unter die Haut. Es gibt eine Menge bemerkenswerter Zitate und es ist eines der Bücher, die man sehr gut ein zweites Mal durchliest. Und ein drittes Mal.
Elisa ist ein tolles Mädchen. Sie selbst sieht das leider nicht so, ganz im Gegenteil ist sie ihre größte Feindin. Wir Leser*innen fühlen mit ihr, wenn es ihr mal wieder so schlecht geht und es sich für sie anfühlt, als bräche ihre ganze Welt zusammen. Oft hatte ich das Bedürfnis, für fünf Minuten in das Buch "zu steigen" und sie einfach zu umarmen. Dass das nicht möglich war, frustrierte mich regelrecht. Elisa sagt ihren Freunden erst spät die Wahrheit, sehr spät. Ganz bestimmt hätte es ihr geholfen, sich ihnen viel früher anzuvertrauen, denn sie hätten sie hundertprozentig unterstützt. Ihre beste Freundin Helena passt gut zu ihr und die beiden stehen sich sehr nahe, was an mehreren Buchstellen deutlich wird. Über Leo erfahren wir erst im Laufe der Geschichte mehr und mehr, genau wie Elisa selbst. Auch wenn es nicht so aussieht, hat er sein eigenes Päckchen zu tragen, und das ist nicht gerade ein leichtes. Man schließt ihn schon bald in sein Herz, wie Elisa es auch tut ;-).
Ich kann gar nicht anders, als die vollen 5 Sterne zu vergeben. Anne Hoffmann ist ein wunderbares Buch gelungen, was hoffentlich viele Leute lesen werden. An alle Interessierten: Es lohnt sich!