Mit äußerster Radikalität hat Franz Kafka durch sein Schreiben die Frage nach der Grenze von Realität und Fiktion aufgeworfen. Seinen Erzählungen liegt eine Doppelsinnigkeit zugrunde, formal: die Spannung zwischen Erzählgegenstand und Diskurs der Erzählung. Sie ist unauflösbar, da die Erzählerinstanz bei Kafka nicht nur nicht zwischen beiden Momenten vermittelt, sondern sich als deren Wechselspiel austrägt.
Todorovs Unterscheidung zwischen dem Unheimlichen, dem Wunderbaren und dem Phantastischen läßt sich mit einigem Recht auf Kafkas Erzählweise beziehen. Aber es ist gleichsam zu harmlos, die alptraumhafte Logik der Texte Kafkas als moderne Phantastik, als Produkte eines absolut Imaginären aufzufassen, die die Vernunft des Erzählers verkehrt. Nicht, weil es ein vom Phantastischen und Widervernünftigen abgehobenes Reales gäbe, sondern weil der Erzählgegenstand selbst jene Logik vorschreibt und ihr in diesem Sinne Realität gibt. Die Irritation des Lesers entsteht aus dem Spannungsverhältnis von Erzähler und Erzählgegenstand, welches seinerseits die Grenze von Realität und Fiktion zweifelhaft werden läßt. Daß heißt nicht, es gebe nur noch Fiktion und keine Realität. Bei Kafka hängt vielmehr alles davon ab, im Fiktiven selbst das Reale zu entdecken, statt zwei Wirklichkeiten gegeneinander zu stellen oder auch nur voneinander abzuheben. Die doppelte Struktur von Kafkas Erzählen wird an sechs Texten herausgearbeitet: Unglücklichsein, Eine Kreuzung, Odradek, Der Gruftwächter, Der Kübelreiter und Die Brücke. All diese Texte handeln von Zwischenwesen, von Figuren, an denen die (Nicht-)Grenze von Realität und Irrealität als Problem ausdrücklich und in einem "zweiten" Sinne anschaulich wird. Es geht nicht darum zu verstehen, wer oder was "Odradek" ist, sondern um eine Reflexion auf die unterschiedlichen Aneignungsbemühungen des Erzählers und letztlich des Leser selbst. Im Sinne dieser kopernikanischen Wende "gibt" es "Gespenster". Sie zeigen die "Grenze des Menschlichen" auf, die in allen Texten Kafkas zur Diskussion steht.
Todorovs Unterscheidung zwischen dem Unheimlichen, dem Wunderbaren und dem Phantastischen läßt sich mit einigem Recht auf Kafkas Erzählweise beziehen. Aber es ist gleichsam zu harmlos, die alptraumhafte Logik der Texte Kafkas als moderne Phantastik, als Produkte eines absolut Imaginären aufzufassen, die die Vernunft des Erzählers verkehrt. Nicht, weil es ein vom Phantastischen und Widervernünftigen abgehobenes Reales gäbe, sondern weil der Erzählgegenstand selbst jene Logik vorschreibt und ihr in diesem Sinne Realität gibt. Die Irritation des Lesers entsteht aus dem Spannungsverhältnis von Erzähler und Erzählgegenstand, welches seinerseits die Grenze von Realität und Fiktion zweifelhaft werden läßt. Daß heißt nicht, es gebe nur noch Fiktion und keine Realität. Bei Kafka hängt vielmehr alles davon ab, im Fiktiven selbst das Reale zu entdecken, statt zwei Wirklichkeiten gegeneinander zu stellen oder auch nur voneinander abzuheben. Die doppelte Struktur von Kafkas Erzählen wird an sechs Texten herausgearbeitet: Unglücklichsein, Eine Kreuzung, Odradek, Der Gruftwächter, Der Kübelreiter und Die Brücke. All diese Texte handeln von Zwischenwesen, von Figuren, an denen die (Nicht-)Grenze von Realität und Irrealität als Problem ausdrücklich und in einem "zweiten" Sinne anschaulich wird. Es geht nicht darum zu verstehen, wer oder was "Odradek" ist, sondern um eine Reflexion auf die unterschiedlichen Aneignungsbemühungen des Erzählers und letztlich des Leser selbst. Im Sinne dieser kopernikanischen Wende "gibt" es "Gespenster". Sie zeigen die "Grenze des Menschlichen" auf, die in allen Texten Kafkas zur Diskussion steht.