dabei ist zu erblinden und krampfhaft versucht, ihr Handicap zu verbergen. Die einen Mann kennen- lernt, der ihre Krankheit scheinbar tatsächlich nicht bemerkt. Doch dann stellt sich heraus, dass nicht sie es war, die ein Geheimnis verbarg, sondern er. Mit einem Schlag bekommt die ganze Szenerie etwas Gespenstisches. Kein Satz, kein Wort ist es, das die Gänsehaut auslöst. Nina Jäckle erzählt von Anfang bis Ende im gleichen Tonfall: knapp, harmlos, als ginge es um etwas Alltägliches. Da werden Gefühle nicht beschrieben, aber eben auch nicht zerschrieben. Der Leser selbst ist es, der in seinen Gedanken die Erzählung formt.
Unvergessliche Begegnungen
Auf den ersten Blick sind es fünf ganz unterschiedliche Geschichten. Da ist der Mann, der von seiner Partnerin mit den banalen Worten "Na dann" verlassen wurde und seitdem auf sie wartet. Da ist die Frau, die ihre Freundin bis zur Selbstverleugnung imitiert, da sind die Menschen, die in einem U-Bahn-Tunnel feststecken und plötzlich Wildfremden über ihr Leben erzählen. Die Schauplätze wechseln, aber immer geht es um Menschen in Grenzsituationen. Immer um Beziehungen - familiäre, partnerschaftliche, freundschaftliche oder zufällige. Irgendwie geht es damit immer um die Liebe. (Rosina Wälischmiller)
Statt eines Lichts am Baukran sieht die junge Frau den nächtlichen Mond, statt des Flecks an der Badezimmerwand ein regloses Insekt und die Socke in der Ecke wird zur lebensbedrohlichen Ratte. "Möglicherweise Tier", eine von insgesamt fünf Miniaturen in Nina Jäckles Debüt "Es gibt solche", erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die langsam erblindet. Genau wie die Erzählerin, lässt Nina Jäckle den Leser nur Bruchstücke des ganzen sehen. Nach und nach fügen sich die Puzzleteile zusammen und machen neugierig auf das Bild, das am Ende entsteht. (X-Mag)