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Wie waren literarische Verfahren an der Grundlegung moderner Wissenstechnologie beteiligt und wie bildeten sich eigenständige literarische Experimentalsysteme heraus?Das Experiment gilt als eines der wichtigsten methodischen Verfahren neuzeitlicher Wissensproduktion. Spätestens seit Ende des 16. Jahrhunderts bildet es eine Form der Erkenntnisgewinnung, die sich einer eigens hierfür »provozierten« Erfahrung verdankt. Durch das Zusammenspiel von definierten Voraussetzungen, künstlichem Eingriff und empirischem Ablauf, an das sich Verfahren der Aufzeichnung, der Ausdeutung und der Distribution…mehr

Produktbeschreibung
Wie waren literarische Verfahren an der Grundlegung moderner Wissenstechnologie beteiligt und wie bildeten sich eigenständige literarische Experimentalsysteme heraus?Das Experiment gilt als eines der wichtigsten methodischen Verfahren neuzeitlicher Wissensproduktion. Spätestens seit Ende des 16. Jahrhunderts bildet es eine Form der Erkenntnisgewinnung, die sich einer eigens hierfür »provozierten« Erfahrung verdankt. Durch das Zusammenspiel von definierten Voraussetzungen, künstlichem Eingriff und empirischem Ablauf, an das sich Verfahren der Aufzeichnung, der Ausdeutung und der Distribution anschließen, werden neue Erkenntnisse gewonnen. Damit sind in den Prozess des Experimentierens immer auch rhetorische, narrative und fiktionale Techniken involviert, durch die sich das Experiment zugleich als wissenschaftliches und als literarisches Verfahren erweist. Weitere Bände zum Thema »Experiment und Literatur« widmen sich den Jahren 1790-1890 (2010) und 1890-2009 (2011).InhaltsverzeichnisMichael GamperZur Literaturgeschichte des Experiments - eine EinleitungDie Anfänge: Wissenschaftliche, literarische und philosophische VersuchsanordnungenWolfgang KrohnFrancis Bacons literarische Experimente zur Begründung der ExperimentalwissenschaftHans-Christian von HerrmannDas Experiment als Scheidekunst. Zur Imprese der Florentiner Accademia del CimentoMartin MaurachTradition und Experiment. Professions- und Kultivierungsmetaphern bei Boccalini, Bacon und SwiftRichard Nate»Adventurous Attempts«: Zur Topik des Experiments im frühneuzeitlichen EnglandWolfgang Müller-FunkNeugierde und literarisches Selbstexperiment im Essayismus der frühen Neuzeit. Montaigne und die FolgenCornelia WildSchreibpraxis und Gottesbeweis - Pascals ExperimentalsystemPeter SchnyderExperimentelle Biographik. Das »Gedankenexperiment« in der Schlusspassage von Leibniz' »Theodizee«Reflexionen über das Experiment in Barock und FrühaufklärungMisia Sophia DomsExperiment im Gespräch - Gespräch als Experiment? Diskussionen über die Naturwissenschaften in der barocken GesprächsliteraturMaximilian BergengruenDie Wahrheit der Illusion. Zur literarischen Mobilisierung von Experienz in Harsdörffers »Erquickstunden« und »Frauenzimmer Gesprächspielen«Ulrich Stadler»Den Weg zur richtigen Erkenntnis der Natur bahnen«. Experimente im Umkreis der Royal Society, bei Christian Wolff und bei CalderónJörg Kreienbrock»Merk's! Merk's!«. Aufmerksamkeit als Medium experimenteller Wahrnehmung bei Barthold Heinrich BrockesSebastian KühnExperimente im Tagebuch. Serielle Experimentbeschreibungen im 17./18. JahrhundertWissen und Schreiben im Übergang der DisziplinenYvonne WübbenLiterarische Versuche als Multiplikatoren des Wissens? Zur Entstehung des Neuen um 1750Roland BorgardsAffenmenschen/Menschenaffen. Kreuzungsversuche bei Rousseau und BretonneThomas FriesWissenschaftliches Denken als Dialog: d'Alembert, Diderot und GalianiJörg ZimmerAugust Ludwig Schlözers »Anti-Basedow«. Textkonstellationen eines ErziehungsexperimentsMichael GamperFiktionen und Experimente. Lichtenberg und die ElektrizitätAutonomisierung literarischer ExperimentalsystemeBenjamin SpechtDer Traum als Laboratorium. Traumerzählungen der Aufklärung zwischen Literatur und ExperimentGunhild BergJohann Gottlob Benjamin Pfeils »Versuch in moralischen Erzählungen« (1757). Ein Experiment der aufklärerischen LiteraturAndreas SeidlerDie experimentelle Struktur von Ch. M. Wielands »Geschichte des Agathon«. Zur Koevolution von Naturwissenschaft und Literatur im 18. JahrhundertChristine WederMärchen, Magie und Experiment: Eine literarisch-naturwissenschaftliche Konstellation der AufklärungMarie-Christin WilmAnsätze zu einem literarischen Experimentalsystem bei Jakob Michael Reinhold Lenz
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Autorenporträt
Michael Gamper, geb. 1967, ist Professor für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft am Peter Szondi-Institut der Freien Universität Berlin. 2006-2011 war er SNF-Förderprofessor für Literaturwissenschaft an der ETH Zürich, 2011-2016 Professor für Deutsche Literatur mit dem Schwerpunkt Kultur und Wissensgeschichte an der Leibniz Universität Hannover, 2008 Visiting Professor am Department for German, Princeton University und 2013 und 2019 am Department for Germanic Languages der Columbia University.Veröffentlichungen u. a.: Der große Mann. Geschichte eines politischen Phantasmas (2016); Elektropoetologie. Fiktionen der Elektrizität 1740-1870 (2009); Masse lesen, Masse schreiben. Eine Diskurs- und Imaginationsgeschichte der Menschenmenge 1765-1930 (2007); »Die Natur ist republikanisch«. Zu den ästhetischen, anthropologischen und politischen Konzepten der deutschen Gartenliteratur im 18. Jahrhundert (1998).