Für Hilde und ihren Demenz kranken Mann Karl steht der unvermeidbare Umzug in ein Altersheim bevor. Obwohl sich Hilde dagegen lange gewehrt hat spürt sie, dass dieser Weg sein muss. Als sie eines Tages am Dachboden eine Kiste mit alten Briefen findet, die sie und Karl sich zwischen 1938 und 1945
geschrieben haben, kommen viele Erinnerungen in ihr hoch. Zwischen ihrer Verlobung, ihr getrenntes…mehrFür Hilde und ihren Demenz kranken Mann Karl steht der unvermeidbare Umzug in ein Altersheim bevor. Obwohl sich Hilde dagegen lange gewehrt hat spürt sie, dass dieser Weg sein muss. Als sie eines Tages am Dachboden eine Kiste mit alten Briefen findet, die sie und Karl sich zwischen 1938 und 1945 geschrieben haben, kommen viele Erinnerungen in ihr hoch. Zwischen ihrer Verlobung, ihr getrenntes Leben wegen Karls Arbeit in Berlin und dem beginnenden Krieg, sind viele Dinge geschehen, die sie heute noch belasten und Hilde weiß, dass sie nur dann in Frieden leben kann, wenn sie die Schatten der Vergangenheit endlich hinter sich lassen kann.
In dem Roman ,,Es ist schon halb zwölf“ hat die Autorin Zdenka Becker über 500 Briefe, die sie auf ihrem Dachboden gefunden hat literarisch aufgearbeitet und den Leser auf eine spannende Zeitreise mitgenommen.
Die beiden Protagonisten Hilde und Karl haben sich in den vielen Jahren der Trennung mit ihren Briefen und Karten gegenseitig auf dem Laufenden gehalten und versucht ein kleines Stück Nähe und Verbundenheit auf diese Art zu bewahren.
Da beide aus einfachen Verhältnissen stammen wirken gerade zu Beginn die Inhalte nicht sehr abwechslungsreich. Es wird über alltägliche und banale Dinge geschrieben und der Wunsch endlich heiraten zu können. Gerade diese Einfachheit hat aber seinen besonderen Reiz und zeigt, dass es ihnen einfach nur darum gegangen ist, dass sie voneinander hören und wissen, dass es dem anderen gut geht.
Man merkt auch als Leser, wie sich bei beiden das Stimmungsbild gegenüber des Krieges geändert hat. Besonders Karl macht dabei eine große Entwicklung durch, wo ihm die Erlebnisse und Ereignisse des Krieges noch viele Jahre nach Kriegsende , nicht los lassen.
Aber auch Hilde erlebt dabei Dinge, die sie verdrängt hat und die sie nicht einmal Karl erzählt hat.
Die Geschichte wechselt dabei immer wieder zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart, wo die Autorin sehr behutsam und liebevoll den Umgang zwischen der betagten Hilde und ihrem kranken Mann erzählt hat.
Der Titel ,,Es ist schon halb zwölf“ findet sich immer wieder in den Briefen, die Karl an Hilde geschrieben hat und er passt wunderbar zu der Geschichte.
Tatsächliche geschichtliche Ereignisse, menschliche Tragödien und die Hoffnung, auf ein friedliches Leben bilden den Rahmen des berührende Romans, wo der Leser eintauchen kann in eine Jahrzehntelange Ehe, die geprägt war von Entbehrungen, Selbstzweifel, Angst, aber auch von Hoffnung und Willenskraft, dass man gemeinsam vieles schaffen kann.