Jedes von Mathias Jeschkes Gedichten ist eine Reise, entweder auf dem Papier, im Kopf oder in der realen Welt. Es geht um Begegnungen, Beziehungen und Beobachtungen. Kleine Szenen entfalten eine starke Wirkung, wenn etwa eine Knoblauchzehe mit einem scharfen Messer geschält wird, ein alter Mann seine halbnackten Beine übereinanderschlägt oder die Nachbarn, die ihre Hängesessel von der Terrasse entfernen, den Autor plötzlich an den Verlust eines Freundes erinnern.Dieser Lyrikband ist ein Vademecum für unsere Zeit, denn anstatt an den Krisen der Gegenwart, an Krankheit oder Depression zu verzweifeln, plädiert der Dichter für einen Ausweg. Dieser führt ihn immer wieder ans Meer, wo er Gesichter gegen wilde Wellen tauschen und, weit genug draußen, den Blick zurückwerfen kann, um das, was ihn vormalig umgab, in der Zusammenschau zu erkennen und zu verstehen.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Rezensent Nico Bleutge mag sie, die Gedichte von Mathias Jeschke, der die "Nüchternheit des Alltags" durchpflügt, um scheinbar Banales zu Versen voller Euphorie und Ironie zu verdichten. Vom Schwimmbadbesuch oder der Rhododendronhecke vor dem Haus gelangt Jeschke zu Traumbildern, Kindheitserinnerungen oder Gedanken zur Pandemie, baut immer wieder "flapsige" Formulierungen ein und erreicht vor allem dann die Höhe seiner Kunst, wenn er mit dem ihm eigenen Witz etwa den Papst auf einer Fahrradtour begleitet. Ein wenig von der "Verknappung", die die Tuschezeichnungen des Malers Peter Schlack ausmachen, hätte sich Bleutge allerdings auch in dem ein oder anderen Gedicht gewünscht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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