Qualitative Biographieforschung stellt das Individuum und seine Entwicklung in einen zeithistorischen Kontext. Sowohl der individuelle Entwicklungsprozeß als auch dessen Einbettung in die soziale Wirklichkeit können anhand von Biographieanalysen herausgearbeitet werden. Dafür hat sich in dieser Arbeit das narrationsstrukturelle Verfahren nach Fritz Schütze bewährt. Die Grundlage der Analyse bildet die Autobiographie von Hella Stein, einer deutschen Emigrantin, die 1938 als Verfolgte Deutschland verlassen mußte. Anhand ihrer Inhaftierungszeit in den Jahren 1935 bis 1937 im nationalsozialistischen Deutschland wird neben ihrem individuellen Krisenverlauf ihre moralische Entwicklung aufgezeigt und im gesamten Lebenslauf verankert. Die Anwendung der Methode und inhaltliche Argumente werden miteinander abgeglichen und diskutiert, so daß sich wesentliche Merkmale qualitativer Forschung explizieren.