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»Daß ein solcher Mensch geschrieben hat, dadurch ist wahrlich die Lust, auf dieser Erde zu leben, vermehrt worden. Mir wenigstens geht es seit dem Bekanntwerden mit dieser freiesten und kräftigsten Seele so, daß ich sagen muß, was er von Plutarch sagt: 'Kaum habe ich einen Blick auf ihn geworfen, so ist mir ein Bein oder ein Flügel gewachsen.' Mit ihm würde ich es halten, wenn die Aufgabe gestellt wäre, es sich auf der Erde heimisch zu machen.« Friedrich Nietzsche

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Produktbeschreibung
»Daß ein solcher Mensch geschrieben hat, dadurch ist wahrlich die Lust, auf dieser Erde zu leben, vermehrt worden. Mir wenigstens geht es seit dem Bekanntwerden mit dieser freiesten und kräftigsten Seele so, daß ich sagen muß, was er von Plutarch sagt: 'Kaum habe ich einen Blick auf ihn geworfen, so ist mir ein Bein oder ein Flügel gewachsen.' Mit ihm würde ich es halten, wenn die Aufgabe gestellt wäre, es sich auf der Erde heimisch zu machen.« Friedrich Nietzsche
Autorenporträt
Michel de Montaigne, geb. am 28. Februar 1533 auf Schloss Montaigne im Périgord, stammte aus einer reichen Kaufmannsfamilie und genoss eine humanistische Erziehung. Nach dem Studium der Rechte fungierte er von 1557-70 als Parlamentsrat, zog sich aber nach dem Tod seines Freundes La Boétie in das Turmzimmer seines Schlosses zurück, um zu schreiben. Es folgten Reisen durch Italien, die Schweiz und Deutschland. Von 1582-85 war er Bürgermeister von Bordeaux. Der große Gelehrte, der sich bewusst von der Schulphilosophie fernhielt, starb am 13. September 1592.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.08.2004

»ESSAIS«

Lucy, die kleine, blonde Schwester des Ewing Clans in Dallas, war einmal in einer besonders tiefen Krise. Sie war fertig mit der Welt, da half auch kein Whisky mehr, also tat sie etwas, das auf Southfork noch niemand je getan hatte. Bevor Lucy aber wirkliche Fortschritte in ihrem einsamen Vorhaben erzielen konnte, eilte schon Miss Ellie herbei, bestürzt: "Lucy, du liest?"

Diese Dialogzeile ist mir unvergeßlich. Die Szene ist grotesk, aber ich werde den Verdacht nicht los, daß an ihr auf eine vertrackte Weise etwas dran ist: Warum liest man Bücher, wenn man auch im Atlantik baden kann? Wie oft ist ein Buch schlicht ein Ersatz, ein Trost für das Ausbleiben dreidimensionalerer Freuden?

An diesem Punkt kommt Montaigne ins Spiel. Die "Essais" sind ein Buch, das am liebsten keines wäre: Montaigne begann damit, sie zu diktieren, nachdem sein bester, sein einziger Freund Etienne de la Boetie an der Pest gestorben war. Noch in ihren erhabensten Passagen sind sich die "Essais" darüber im klaren, ein unzulänglicher Ersatz für Gespräche mit einem abwesenden Freund zu sein.

Immerhin, Montaigne bemüht sich, er hat ja auch keine andere Wahl. Er argumentiert, assoziiert, schweift ab, erzählt Witze und Anekdoten, ereifert sich über Ärzte, die ihren Patienten den Genuß von Melonen verbieten wollen, selbst aber davon nicht lassen können, und es entsteht ein Text, der sich bei häufiger Lektüre in gesprochene Sprache zurückverwandelt, bis man irgendwann meint, Montaignes Gascogner Dialekt zu lesen.

Das Bild des kleinen Montaigne in seinem gemütlichen Turmzimmer sollte freilich nicht dazu verleiten, ihn und sein Werk zu unterschätzen: Die "Essais" haben gar nicht so viele Zeilen, wie der Autor Botschaften dazwischen vermittelt. Als Bürgermeister von Bordeaux und Berater der wichtigsten Politiker seiner auch nicht gerade übersichtlichen Zeit waren ihm keine strategischen und taktischen Tricks fremd, und er teilt sie mit seinen Lesern, allerdings an völlig unvermuteten Stellen. Man muß also genau hinhören. Montaigne redet in den "Essais" gegen die Einsamkeit, gegen den Tod an, jahrzehntelang - und scheitert. Was bleibt, ist grandiose Literatur.

NILS MINKMAR

Informationen zu "Unsere Besten - Das große Lesen", einer gemeinsamen Aktion von ZDF und F.A.Z., finden sich im Internet unter www.faz.net/lesen.

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