Das letzte Buch des im Oktober 2011 verstorbenen Jirí Grusa trägt den Titel "Benes als Österreicher" und beschäftigt sich mit der zweifachen Kapitulation eines Mannes, der auch für die Homogenisierung der nationalen Struktur der Tschechoslowakei verantwortlich war. Sein Nachgeben Hitler gegenüber führte zum Komplex des Defätismus, mit dem die Tschechen bis heute Probleme haben. Sein Nachgeben gegenüber Stalin führte den Staat in das sowjetische Imperium. Grusas Buch hat Züge eines Faktenromans. Die Personen sind real, nicht fiktiv. Die Arbeit mit den Fakten ist wissenschaftlich, die mit dem Wort literarisch. Herausgekommen ist eine spannende Lektüre mit Konsequenzen für das tschechische Selbstbild von heute. Das Echo auf die tschechische Fassung deutet darauf hin, dass nun mit einem neuen Blick auf diese Persönlichkeit hingeschaut wird. Und der Versuch, Denkmäler für Benes zu bauen, wird in Zukunft schwieriger sein. Für die deutsche und österreichische Leserschaft bietet sich hier eine Gelegenheit der Auseinandersetzung mit dieser "verhängnisvollen Gestalt", ganz ohne Vorverurteilung durch gewisse Nostalgiker.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Wissenschaftlich exzellent und literarisch bedeutsam, jubelt Rezensent Hans-Peter Riese, nachdem er die ersten beiden Bände der nun von dem Bohemisten Hans Dieter Zimmermann und dem Literaturwissenschaftler Dalibor Dobias herausgegebenen Edition der Werke Jiri Gusas gelesen hat. Allein der unter dem Titel "Benes als Österreicher" erschienene Essay-Band zeigt dem Kritiker das Vermögen des Autors, der tschechischen Geschichte mit sarkastischem Humor entgegenzutreten. Riese ist nicht nur von Grusa unerschütterlichem Glauben an die parlamentarische Demokratie beeindruckt, sondern lobt insbesondere den gekonnten Umgang des Autors mit der deutschen Sprache.
© Perlentaucher Medien GmbH
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