Das Baltikum rückt uns wieder näher. Nachdem Estland 1991 erneut in diesem Jahrhundert seine Unabhängigkeit erlangt und Präsident Lennart Meri als politisches Ziel die "Rückkehr nach Europa" verkündet hat, reisen immer mehr Besucher in dieses Land, das über sieben Jahrhunderte eng mit der deutschen Geschichte verflochten war. Klemens Ludwig geht diesen langen Traditionslinien nach, aber vor allem wendet er sich dem heutigen Land und seinen Bewohnern zu. Er zeigt die politischen Orientierungen, die Schwierigkeiten im Aufbau der Wirtschaft, aber auch die reichen Schätze des Landes: seine unverbrauchte, hinreißende Landschaft, sowie das reiche kulturelle, musikalische und literarische Leben Estlands.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.09.1995Europa
"Estland. Kulturelle und landschaftliche Vielfalt in einem historischen Grenzland zwischen Ost und West" von Thea Karin. DuMont Kunst-und Landschaftsführer. Köln 1995. 395 Seiten mit 24 farbigen Fotos, zahlreichen Fotos schwarzweiß und mehreren Karten. Broschiert, 44 Mark.
ISBN 3-7701-2614-9.
Kürzlich hat Außenminister Klaus Kinkel die Brückenfunktion der baltischen Staaten zwischen Ost und West hervorgehoben und betont, er werde sich für einen visumfreien Reiseverkehr in dieser nordeuropäischen Region einsetzen. Das ist eine löbliche Absichtserklärung, der man nur Erfolg wünschen kann. Denn mit dem Wegfall des Visumzwanges kann erreicht werden, daß die baltischen Ostseeküsten als Ziel für deutsche Reisende anziehender werden, als sie es jetzt sind. Die Jahrzehnte der Abschnürung haben die drei Staaten des Baltikums in eine Ferne gerückt, die sie in der historischen Entwicklung Europas weder in kulturell-geistiger noch in wirtschaftlicher Hinsicht hatten. Der neue Kunst- und Landschaftsführer "Estland" aus dem Kölner DuMont-Verlag vermag in seiner klaren Gliederung und in seiner fundierten Darstellung der estnischen Regionen, ihrer vielfältigen Landschaften, ihrer Städte und Dörfer mit ihren alten Gutshäusern jene Vorstellungen einer Existenz in kaum erreichbarer Ferne zu korrigieren. Die Autorin Thea Karin, in Reval, dem heutigen Tallin geboren, zeigt sich als kenntnisreiche Expertin des Landes. Sie legt Wert auf konkrete Reisevorschläge, fügt eine Fülle von Informationen in einem eher sachlichen als feuilletonistisch-farbigen Stil zusammen. Sie geleitet zu Sehenswürdigkeiten, zu landschaftlichen Eigenheiten, zu verfallenden Ordensburgen, zu barocken Kirchen aus der Schwedenzeit, widmet Tallin (Reval) ein umfangreiches Kapitel und vergißt auch nicht Hinweise auf die Badestädte an der Westküste. Im historischen Einleitungsteil dieses so nützlichen Reisehandbuches hätte der Leser einen informierenden Beitrag begrüßt, der die Rolle des deutsch-baltischen Bevölkerungsanteils, auch des Verhältnisses zwischen "baltischen Baronen" und Esten, schildert. Der Einfluß der Hanse hätte hier auch einige Absätze verdient, mehr jedenfalls als die eingestreuten Bemerkungen. Was inzwischen historisch gewordene Fakten wurden, sollte sachlich und objektiv notiert werden. In den Literaturhinweisen sind Publikationen genannt, die so verfahren. (Wa.)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Estland. Kulturelle und landschaftliche Vielfalt in einem historischen Grenzland zwischen Ost und West" von Thea Karin. DuMont Kunst-und Landschaftsführer. Köln 1995. 395 Seiten mit 24 farbigen Fotos, zahlreichen Fotos schwarzweiß und mehreren Karten. Broschiert, 44 Mark.
ISBN 3-7701-2614-9.
Kürzlich hat Außenminister Klaus Kinkel die Brückenfunktion der baltischen Staaten zwischen Ost und West hervorgehoben und betont, er werde sich für einen visumfreien Reiseverkehr in dieser nordeuropäischen Region einsetzen. Das ist eine löbliche Absichtserklärung, der man nur Erfolg wünschen kann. Denn mit dem Wegfall des Visumzwanges kann erreicht werden, daß die baltischen Ostseeküsten als Ziel für deutsche Reisende anziehender werden, als sie es jetzt sind. Die Jahrzehnte der Abschnürung haben die drei Staaten des Baltikums in eine Ferne gerückt, die sie in der historischen Entwicklung Europas weder in kulturell-geistiger noch in wirtschaftlicher Hinsicht hatten. Der neue Kunst- und Landschaftsführer "Estland" aus dem Kölner DuMont-Verlag vermag in seiner klaren Gliederung und in seiner fundierten Darstellung der estnischen Regionen, ihrer vielfältigen Landschaften, ihrer Städte und Dörfer mit ihren alten Gutshäusern jene Vorstellungen einer Existenz in kaum erreichbarer Ferne zu korrigieren. Die Autorin Thea Karin, in Reval, dem heutigen Tallin geboren, zeigt sich als kenntnisreiche Expertin des Landes. Sie legt Wert auf konkrete Reisevorschläge, fügt eine Fülle von Informationen in einem eher sachlichen als feuilletonistisch-farbigen Stil zusammen. Sie geleitet zu Sehenswürdigkeiten, zu landschaftlichen Eigenheiten, zu verfallenden Ordensburgen, zu barocken Kirchen aus der Schwedenzeit, widmet Tallin (Reval) ein umfangreiches Kapitel und vergißt auch nicht Hinweise auf die Badestädte an der Westküste. Im historischen Einleitungsteil dieses so nützlichen Reisehandbuches hätte der Leser einen informierenden Beitrag begrüßt, der die Rolle des deutsch-baltischen Bevölkerungsanteils, auch des Verhältnisses zwischen "baltischen Baronen" und Esten, schildert. Der Einfluß der Hanse hätte hier auch einige Absätze verdient, mehr jedenfalls als die eingestreuten Bemerkungen. Was inzwischen historisch gewordene Fakten wurden, sollte sachlich und objektiv notiert werden. In den Literaturhinweisen sind Publikationen genannt, die so verfahren. (Wa.)
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