Viele Menschen lehnen das Wettbewerbsprinzip mit ethisch motivierten Argumenten ab. Sie prangern das Konkurrenzdenken an, rufen nach Mäßigung und wenden sich gegen zu viel Ökonomisierung. Wettbewerb verderbe die Moral, so die Behauptung. Dagegen vertritt Christoph Lütge, Professor für Wirtschaftsethik an der TU München, die These, dass verstärkter Wettbewerb ethischen Zwecken in vieler Hinsicht dienen kann. Antipathien gegen Wettbewerb beruhen dagegen auf falschen Vorstellungen über die Funktionsweise unserer Gesellschaft und ihrer Ökonomie: Sie wird noch immer weitgehend in Nullsummen gedacht, bei denen der eine verliert, was der andere gewinnt. Dieses Denken ist historisch als Reaktion auf eine bestimmte soziale und ökonomische Situation zu verstehen und in der aktuellen Lage völlig überholt. Lütge begründet dies historisch und systematisch. Er führt seine These an Beispielen wie Ökologie, Bildung, Gesundheitswesen aus und hält ein Plädoyer für mehr Unternehmertum in allen Bereichen der Gesellschaft.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Karen Horn nimmt dieses Buch des Wirtschaftsethikers Christoph Lütge sehr positiv auf, der darin die vorherrschende Antipathien gegen den Wettbewerb aufs Korn nimmt. Die Rezensentin sieht wie auch der Autor das Problem darin, dass der Wettbewerb zwar als System anerkannt sei, weil er die Ballung staatlicher und privater Macht verhindere, aber abgelehnt werde, wenn es um das Verhalten einzelner gehe. Lütge helfe aus dem Dilemma, meint, die Rezensentin, indem er nicht das Konkurrenzverhalten, sondern die Ablehnung der Konkurrenz für unmoralisch erkläre. Dass die Menschen immer noch glaubten, es könne nur gewinnen, wer anderen etwas wegnehme, halte Lütge für einen moralischen Atavismus aus einer Zeit ohne Wirtschaftswachstum. Horn sieht das ähnlich.
© Perlentaucher Medien GmbH
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