Ethik und Erfolg verbünden sich Ethik steigert den Gewinn.» (Ervin Laszlo)
Wirtschaften heißt Werte schaffen, neben ökonomischen auch ethische. Eine wachsende Öffentlichkeit verlangt heute von Managern auf allen Stufen verantwortungsvolles Wirtschaftshandeln. Wie sich deutlich zeigt, erwerben Unternehmen durch ethische Orientierung ein positives Image, das sich direkt und indirekt auf den unternehmerischen Erfolg auswirkt. Das Buch enthält Beiträge zu den theoretischen Grundlagen der Wirtschaftsethik genauso wie Fallstudien, die den Zusammenhang zwischen Ethik und Gewinn belegen. Ausführliche Beispiele zeigen auf, wie und mit welchen Mitteln Ethik ins Unternehmen implementiert wird.
Mit Beiträgen von: Dietrich Böhler, Frank Figge, Reinhard Friesenbichler, Maria Luise Hilber, Ervin Laszlo, Klaus M. Leisinger, Hans Lenk/ Matthias Maring, Tobias Meier, Guido Palazzo, Hans Ruh, Thomas Rusche, Jeffrey Sachs, Sybille Sachs, Andreas G. Scherer/Dorothée Baumann, Joseph E. Stiglitz, Peter Ulrich, Josef Wieland, Matthias Voigt/ Martin Kratochwil. Alle Titel dieser Autorin / dieses Autors anzeigen
Wirtschaften heißt Werte schaffen, neben ökonomischen auch ethische. Eine wachsende Öffentlichkeit verlangt heute von Managern auf allen Stufen verantwortungsvolles Wirtschaftshandeln. Wie sich deutlich zeigt, erwerben Unternehmen durch ethische Orientierung ein positives Image, das sich direkt und indirekt auf den unternehmerischen Erfolg auswirkt. Das Buch enthält Beiträge zu den theoretischen Grundlagen der Wirtschaftsethik genauso wie Fallstudien, die den Zusammenhang zwischen Ethik und Gewinn belegen. Ausführliche Beispiele zeigen auf, wie und mit welchen Mitteln Ethik ins Unternehmen implementiert wird.
Mit Beiträgen von: Dietrich Böhler, Frank Figge, Reinhard Friesenbichler, Maria Luise Hilber, Ervin Laszlo, Klaus M. Leisinger, Hans Lenk/ Matthias Maring, Tobias Meier, Guido Palazzo, Hans Ruh, Thomas Rusche, Jeffrey Sachs, Sybille Sachs, Andreas G. Scherer/Dorothée Baumann, Joseph E. Stiglitz, Peter Ulrich, Josef Wieland, Matthias Voigt/ Martin Kratochwil. Alle Titel dieser Autorin / dieses Autors anzeigen
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.05.2005Unternehmen und Sinnstiftung
Ethik im Management
Hans Ruh/Klaus M. Leisinger (Herausgeber): Ethik im Management. Ethik und Erfolg verbünden sich. Orell Füssli Verlag, Zürich 2004, 319 Seiten, 32,50 Euro.
Josef Wieland (Herausgeber): Governanceethik im Diskurs. Metropolis-Verlag, Marburg 2004, 277 Seiten, 24,80 Euro.
Er könne das Gesäusel über die Ethik schon nicht mehr hören, so wird der frühere Chef eines Nahrungsmittelkonzerns oft zitiert. Das Gesäusel ist inzwischen lauter und verständlicher geworden. Lauter, weil sich in der Wirtschaft die Anlässe für eine ethische Reflexion mehren, und verständlicher, weil es beispielsweise die Initiative "Ethik und Wirtschaft im Dialog" gibt, deren gleichnamige Publikationen theoretische Fundierung mit Praxisnähe zu verbinden wissen. Um so erfreulicher ist es, daß zwei aktuelle Bücher nahtlos an dieses Niveau anschließen.
Das eine Buch, "Ethik im Management", kommt aus der Schweiz. Seine beiden Initiatorinnen, Maria Luise Hilber und Viviane von Orelli, verkürzen zwar in ihrem Vorwort die Unternehmensethik in auflagenheischender Weise auf die Formel "Who cares, wins"; die meisten der nachfolgenden Beiträge sind aber vielschichtiger. Gleich zu Beginn versprüht Hans Ruh Optimismus. Er sieht immer mehr Unternehmer und Manager auf der Suche nach Lösungen, die sich "mit Menschlichkeit, sozialer Gerechtigkeit, mit Sinnstiftung, mit Erhaltung von Lebensgrundlagen vertragen". Keine Rede also von einer ständig sinkenden Grenzmoral, das heißt jener moralischen Schwelle, bei deren Unterschreiten Unternehmen ein Interaktionsaufwand entsteht, der größer ist als der Ertrag aus der Moralverletzung. Bei so viel positiven Gedanken verbietet es sich für die anderen Autoren, bloß in das sonst so übliche Klagelied von der sich weitenden Kluft zwischen Ökonomie und Ethik einzustimmen. Vielmehr ist in den meisten Beiträgen das ehrliche Bemühen zu spüren, neben einer theoretischen Reflexion auch praktische Handlungsempfehlungen zu bieten.
So rät Thomas Rusche den Managern, einen Rollentausch vorzunehmen und sich in die Rolle des kritischen Sozialethikers oder ökologischen Experten hineinzudenken. Dieses "ethische Reziprozitätsprinzip" könne zu einer Unternehmenskultur mit "dicker Moral" führen, die den unter Erfolgsdruck stehenden Managern die nötige Handlungsorientierung bietet, um sowohl moralisch als auch erfolgreich sein zu können. Peter Ulrich (St. Gallen) schreibt gegen das politische Programm des "disembedding" an, also der Freisetzung der eigensinnigen Marktkräfte aus allen störenden ethischen und sonstigen Bindungen. Um die Führungskräfte der Wirtschaft zu einer "ethisch integrierten Erfolgsorientierung" zu motivieren, schlägt er vor, Geschäftssinn und Bürgersinn wieder zu vereinen, also ein lebensdienliches "reembedding" zu verfolgen und auch pädagogisch zu unterfüttern. Fast alle Autoren sorgen sich um die "Stakeholder" eines Unternehmens. So auch Ervin Lazlo, für den allerdings die geforderte umfassende Verantwortung gegenüber den Stakeholdern die Möglichkeiten eines einzelnen Unternehmens überschreitet. Deshalb empfiehlt er den Schulterschluß innerhalb eines Industriezweiges, um gemeinsam eine Philosophie der Verantwortung gegenüber den Stakeholdern zu entwickeln, ein kooperatives Vorgehen, wie es in Forschung, Entwicklung, Produktion und Marketing schon gang und gäbe sei.
Klaus Leisinger, Präsident der Novartis-Stiftung, plaudert aus dem Nähkästchen und gibt Einblicke in den Aufwand, den ein großes Pharmaunternehmen treibt, um "Corporate Citizenship" tatsächlich mit Leben zu erfüllen. Dazu paßt der Beitrag von Andreas Scherer (Zürich) über das Verständnis von Corporate Citizenship bei der Puma AG. Schade, daß Josef Wieland (FH Konstanz) nur eine Skizze der vier Triebkräfte seines "Werte-Management-Systems" Risiko-, Qualitäts- und Umweltmanagement sowie bürgerschaftliches Engagement abliefert. Guido Palazzo (Lausanne) beschreibt, wie tief "Corporate Brands" heute in die Lebenswelt der Menschen eingedrungen sind und wie leicht sie zum trojanischen Pferd für das Unternehmen werden können, wenn eine höchst sensible Öffentlichkeit auch nur den geringsten Verstoß gegen die selbst propagierten ethischen Maßstäbe entdeckt. Marie Luise Hilber unterstützt dies mit ihrer Sicht der Werbewahrheit. Frank Figge (Leads) zeigt, wie man mit Hilfe einer "Stakeholder Value Matrix" den Beitrag einzelner Stakeholder zum Unternehmenswert bestimmen kann.
Das Buch wird in dreifacher Hinsicht abgerundet: Der Nobelpreisträger Joseph Stiglitz und der UN-Berater Jeffrey Sachs lenken den Blick auf internationale Ungleichgewichte, wobei dieser strenge Gesetze fordert und jener die internationalen Wirtschaftsberater in die Pflicht nimmt. Dietrich Böhler (FU Berlin) setzt ein Glanzlicht, indem er den Wert der Glaubwürdigkeit von Diskurspartnern herausarbeitet. Schließlich kommen noch Autoren mit ihren Ansichten zur ethisch motivierten Kapitalanlage zu Wort.
Das zweite Buch ist der vom Herausgeber Josef Wieland (Fachhochschule Konstanz) entwickelten "Governanceethik" gewidmet. Governance steht in diesem Zusammenhang für Steuerung und Ethik für die Bereitstellung jener Hilfe, die den Akteuren die Kompetenz zur Selbstorientierung in Situationen vermittelt, in denen Handeln eine moralische Dimension besitzt. Das Wort "Selbst" ist hier wichtig: Eine zeitgemäße Ethik soll die Orientierung nicht auf die Schaffung eines fixen, die Funktion eines Kompasses ausübenden Regelbestandes reduzieren. Die Governanceethik ist jedenfalls eine auf Unternehmen zugeschnittene Ethik, die sich zum einen an der Neuen Institutionenökonomik und zum anderen am Gedankengut Niklas Luhmanns orientiert. Sie stellt im Vergleich zu den zwar umfassenderen Wirtschaftsethiken Peter Ulrichs oder Karl Hohmanns den theoretisch komplexesten Entwurf dar.
"Governanceethik im Diskurs" ist von Wissenschaftlern für Wissenschaftler geschrieben. Hoffentlich kein Streit um des Kaisers Bart, denkt man - grundlos, denn das Buch weckt sogar musikalische Assoziationen. Es ist quasi der Mitschnitt einer Konstanzer Jam Session, in der die besten Themen aus Wielands OEuvre angestimmt, gewendet, erweitert, zerpflückt und dann oft an den nächsten Mitstreiter weitergereicht werden. Das geschieht auf hohem Niveau und lädt den Leser mit etwas Vorwissen gleichsam zum "Mitswingen" ein.
Zur Sprache kommen zum Beispiel: der "ethische Kohärentismus", eine Begründungsmethode, die nicht mehr auf die Feststellung letztgültiger normativer Fundamente zielt, sondern Moral als eine Fähigkeit des Sichzurechtfindens in bestimmten Situationen sieht (Jens Badura); was man sich unter einem "unternehmensethischen Kontingenz-Management" vorzustellen hat (Michael Schramm); "moralisch motivierte Kooperationsbereitschaft" als entscheidende Ressource moderner Organisationen und des Wirtschaftsprozesses als Ganzem (Stephan Panther); daß Moral "kommunikationsanfällig" ist, was von Managern neue, über das Fachliche hinausgehende Fähigkeiten verlangt (Birger Priddat); die zunehmende "kulturelle Aufladung" ökonomischer Interaktionen als Chance, die angestrebte Brücke zwischen Ökonomie und Ethik weiter zu stabilisieren (Reinhard Pfriem). Wissen ist auch das Stichwort für Josef Wieland, der im abschließenden Beitrag sehr erhellend auf den Zusammenhang zwischen Moral, Wissen und Kooperation eingeht.
Seit nunmehr zwei Jahrzehnten wird in Deutschland ausgiebig über Wirtschafts- und Unternehmensethik diskutiert. Die Akteure scheinen indes kein bißchen müde. Aus der Sicht der Praxis ist anerkennend zu vermerken, daß neben der Begründung von Ethik immer mehr ihre Anwendung in den Vordergrund rückt. Ein interdisziplinärer Zugang lohnt sich eben - das beweisen auch die beiden besprochenen Bücher.
HEINZ K. STAHL
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ethik im Management
Hans Ruh/Klaus M. Leisinger (Herausgeber): Ethik im Management. Ethik und Erfolg verbünden sich. Orell Füssli Verlag, Zürich 2004, 319 Seiten, 32,50 Euro.
Josef Wieland (Herausgeber): Governanceethik im Diskurs. Metropolis-Verlag, Marburg 2004, 277 Seiten, 24,80 Euro.
Er könne das Gesäusel über die Ethik schon nicht mehr hören, so wird der frühere Chef eines Nahrungsmittelkonzerns oft zitiert. Das Gesäusel ist inzwischen lauter und verständlicher geworden. Lauter, weil sich in der Wirtschaft die Anlässe für eine ethische Reflexion mehren, und verständlicher, weil es beispielsweise die Initiative "Ethik und Wirtschaft im Dialog" gibt, deren gleichnamige Publikationen theoretische Fundierung mit Praxisnähe zu verbinden wissen. Um so erfreulicher ist es, daß zwei aktuelle Bücher nahtlos an dieses Niveau anschließen.
Das eine Buch, "Ethik im Management", kommt aus der Schweiz. Seine beiden Initiatorinnen, Maria Luise Hilber und Viviane von Orelli, verkürzen zwar in ihrem Vorwort die Unternehmensethik in auflagenheischender Weise auf die Formel "Who cares, wins"; die meisten der nachfolgenden Beiträge sind aber vielschichtiger. Gleich zu Beginn versprüht Hans Ruh Optimismus. Er sieht immer mehr Unternehmer und Manager auf der Suche nach Lösungen, die sich "mit Menschlichkeit, sozialer Gerechtigkeit, mit Sinnstiftung, mit Erhaltung von Lebensgrundlagen vertragen". Keine Rede also von einer ständig sinkenden Grenzmoral, das heißt jener moralischen Schwelle, bei deren Unterschreiten Unternehmen ein Interaktionsaufwand entsteht, der größer ist als der Ertrag aus der Moralverletzung. Bei so viel positiven Gedanken verbietet es sich für die anderen Autoren, bloß in das sonst so übliche Klagelied von der sich weitenden Kluft zwischen Ökonomie und Ethik einzustimmen. Vielmehr ist in den meisten Beiträgen das ehrliche Bemühen zu spüren, neben einer theoretischen Reflexion auch praktische Handlungsempfehlungen zu bieten.
So rät Thomas Rusche den Managern, einen Rollentausch vorzunehmen und sich in die Rolle des kritischen Sozialethikers oder ökologischen Experten hineinzudenken. Dieses "ethische Reziprozitätsprinzip" könne zu einer Unternehmenskultur mit "dicker Moral" führen, die den unter Erfolgsdruck stehenden Managern die nötige Handlungsorientierung bietet, um sowohl moralisch als auch erfolgreich sein zu können. Peter Ulrich (St. Gallen) schreibt gegen das politische Programm des "disembedding" an, also der Freisetzung der eigensinnigen Marktkräfte aus allen störenden ethischen und sonstigen Bindungen. Um die Führungskräfte der Wirtschaft zu einer "ethisch integrierten Erfolgsorientierung" zu motivieren, schlägt er vor, Geschäftssinn und Bürgersinn wieder zu vereinen, also ein lebensdienliches "reembedding" zu verfolgen und auch pädagogisch zu unterfüttern. Fast alle Autoren sorgen sich um die "Stakeholder" eines Unternehmens. So auch Ervin Lazlo, für den allerdings die geforderte umfassende Verantwortung gegenüber den Stakeholdern die Möglichkeiten eines einzelnen Unternehmens überschreitet. Deshalb empfiehlt er den Schulterschluß innerhalb eines Industriezweiges, um gemeinsam eine Philosophie der Verantwortung gegenüber den Stakeholdern zu entwickeln, ein kooperatives Vorgehen, wie es in Forschung, Entwicklung, Produktion und Marketing schon gang und gäbe sei.
Klaus Leisinger, Präsident der Novartis-Stiftung, plaudert aus dem Nähkästchen und gibt Einblicke in den Aufwand, den ein großes Pharmaunternehmen treibt, um "Corporate Citizenship" tatsächlich mit Leben zu erfüllen. Dazu paßt der Beitrag von Andreas Scherer (Zürich) über das Verständnis von Corporate Citizenship bei der Puma AG. Schade, daß Josef Wieland (FH Konstanz) nur eine Skizze der vier Triebkräfte seines "Werte-Management-Systems" Risiko-, Qualitäts- und Umweltmanagement sowie bürgerschaftliches Engagement abliefert. Guido Palazzo (Lausanne) beschreibt, wie tief "Corporate Brands" heute in die Lebenswelt der Menschen eingedrungen sind und wie leicht sie zum trojanischen Pferd für das Unternehmen werden können, wenn eine höchst sensible Öffentlichkeit auch nur den geringsten Verstoß gegen die selbst propagierten ethischen Maßstäbe entdeckt. Marie Luise Hilber unterstützt dies mit ihrer Sicht der Werbewahrheit. Frank Figge (Leads) zeigt, wie man mit Hilfe einer "Stakeholder Value Matrix" den Beitrag einzelner Stakeholder zum Unternehmenswert bestimmen kann.
Das Buch wird in dreifacher Hinsicht abgerundet: Der Nobelpreisträger Joseph Stiglitz und der UN-Berater Jeffrey Sachs lenken den Blick auf internationale Ungleichgewichte, wobei dieser strenge Gesetze fordert und jener die internationalen Wirtschaftsberater in die Pflicht nimmt. Dietrich Böhler (FU Berlin) setzt ein Glanzlicht, indem er den Wert der Glaubwürdigkeit von Diskurspartnern herausarbeitet. Schließlich kommen noch Autoren mit ihren Ansichten zur ethisch motivierten Kapitalanlage zu Wort.
Das zweite Buch ist der vom Herausgeber Josef Wieland (Fachhochschule Konstanz) entwickelten "Governanceethik" gewidmet. Governance steht in diesem Zusammenhang für Steuerung und Ethik für die Bereitstellung jener Hilfe, die den Akteuren die Kompetenz zur Selbstorientierung in Situationen vermittelt, in denen Handeln eine moralische Dimension besitzt. Das Wort "Selbst" ist hier wichtig: Eine zeitgemäße Ethik soll die Orientierung nicht auf die Schaffung eines fixen, die Funktion eines Kompasses ausübenden Regelbestandes reduzieren. Die Governanceethik ist jedenfalls eine auf Unternehmen zugeschnittene Ethik, die sich zum einen an der Neuen Institutionenökonomik und zum anderen am Gedankengut Niklas Luhmanns orientiert. Sie stellt im Vergleich zu den zwar umfassenderen Wirtschaftsethiken Peter Ulrichs oder Karl Hohmanns den theoretisch komplexesten Entwurf dar.
"Governanceethik im Diskurs" ist von Wissenschaftlern für Wissenschaftler geschrieben. Hoffentlich kein Streit um des Kaisers Bart, denkt man - grundlos, denn das Buch weckt sogar musikalische Assoziationen. Es ist quasi der Mitschnitt einer Konstanzer Jam Session, in der die besten Themen aus Wielands OEuvre angestimmt, gewendet, erweitert, zerpflückt und dann oft an den nächsten Mitstreiter weitergereicht werden. Das geschieht auf hohem Niveau und lädt den Leser mit etwas Vorwissen gleichsam zum "Mitswingen" ein.
Zur Sprache kommen zum Beispiel: der "ethische Kohärentismus", eine Begründungsmethode, die nicht mehr auf die Feststellung letztgültiger normativer Fundamente zielt, sondern Moral als eine Fähigkeit des Sichzurechtfindens in bestimmten Situationen sieht (Jens Badura); was man sich unter einem "unternehmensethischen Kontingenz-Management" vorzustellen hat (Michael Schramm); "moralisch motivierte Kooperationsbereitschaft" als entscheidende Ressource moderner Organisationen und des Wirtschaftsprozesses als Ganzem (Stephan Panther); daß Moral "kommunikationsanfällig" ist, was von Managern neue, über das Fachliche hinausgehende Fähigkeiten verlangt (Birger Priddat); die zunehmende "kulturelle Aufladung" ökonomischer Interaktionen als Chance, die angestrebte Brücke zwischen Ökonomie und Ethik weiter zu stabilisieren (Reinhard Pfriem). Wissen ist auch das Stichwort für Josef Wieland, der im abschließenden Beitrag sehr erhellend auf den Zusammenhang zwischen Moral, Wissen und Kooperation eingeht.
Seit nunmehr zwei Jahrzehnten wird in Deutschland ausgiebig über Wirtschafts- und Unternehmensethik diskutiert. Die Akteure scheinen indes kein bißchen müde. Aus der Sicht der Praxis ist anerkennend zu vermerken, daß neben der Begründung von Ethik immer mehr ihre Anwendung in den Vordergrund rückt. Ein interdisziplinärer Zugang lohnt sich eben - das beweisen auch die beiden besprochenen Bücher.
HEINZ K. STAHL
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main