Vor dem Hintergrund eines neuen - vor allem in der amerikanistischen Forschung zu beobachtenden - literaturwissenschaftlichen Trends, der die Frage nach dem Verhältnis von Moral und Ethik auf der einen und der Literatur und Literaturwissenschaft auf der anderen Seite wieder ins Blickfeld rückt, untersuchen Vertreter unterschiedlicher Philologien anhand von Einzeltexten und/oder literarischen Gattungen den Zusammenhang von Moral und Literatur. Das Hauptaugenmerk der Beiträge liegthierbei auf der spezifischen Leistung, die der Literatur in diesem Zusammenhang zukommt. Literarische und ästhetische Innovationen werden nicht um ihrer selbst willen in den Blick genommen, sondern auf ihre Funktion und Wirkung im Hinblick auf eine Infragestellung, kritische Reflexion und Überwindung überkommener und verfestigter Moralvorstellungen hin befragt. Die behandelten Themen reichen von der Problematik des Tötens in der mittelalterlichen Literatur bis zu paranoiden Plotkonstruktionen und der Frage der Ökologie in der postmodernen Literatur. Schwerpunkte liegen auf der frühen Literatur Nordamerikas sowie auf der amerikanischen Postmoderne. Aufgrund der historischen Breite und Multidisziplinarität des Bandes ergeben sich aufschlussreiche Querbezüge, die auf Kontinuitäten und Brüche in der literarischen als auch der literaturtheoretischen und -kritischen Auseinandersetzung mit ethischen und moralischen Fragen verweisen.