15-20 Jahre nach dem Mauerfall untersucht Stefan Herold, inwieweit sich die Ostdeutschen mit der "neuen" bundesdeutschen Gesellschaft habitualisieren konnten. Die vorliegende Studie beschäftigt sich jedoch nicht mit einem ganzen Volk, sondern hat einen biographischen Ansatz gewählt - eine soziologische Biographieforschung. Hatte die Analyse zunächst alle Altersgruppen umfasst, konzentrierte sie sich schließlich auf die natürlichen Kohorten zweier Schulklassen (aus POS und EOS) im südlichen Brandenburg, denen der Autor persönlich angehört hatte und welche die Ereignisse der Jahre 1989/90 in einem entscheidenden Moment ihres Lebens erfuhren - mit 15-16 Jahren. Der Begriff der "Wende" trifft auf sie daher nicht nur in soziopolitischer Hinsicht zu, sondern auch i. S. einer biographischen Konversion. Empirische Grundlage dieser qualitativen Sozialforschung bilden 25 verstehende Interviews, geführt mit Menschen 2006-07, die der Autor i. S. der Mannheimschen Konzeption als Generation der "Wendejugend" klassifiziert. Diese Wendejugendlichen, so zeigt er auf, erlebten den gesellschaftlichen Umbruch weniger als biographischen Einbruch denn vielmehr als Herausforderung und potentielle Chance.