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Ethos - von der Haltung zum Verfahren 0. 1 Von der Definition zum Prozeßmodell Welche Kräfte auch Schuld daran sein mögen, immer wieder seit der Grün dung der Volksschule hat man versucht, aus Lehrpersonen moralische Hel den und HeIdinnen zu machen. Von Ärzten, Pfarrern, Richtern gilt ähnliches in anderer Weise. Lehrpersonen sind in der Tat Experten des Lernens, der Kommunikation und der Verantwortung, Ärzte sind Experten des Heilens, Richter Experten der Gesetze. Aber moralische Übermenschen können sie nicht mehr sein, auch wenn die Qualität und der Charme des Buches "Some do care" von Colby…mehr

Produktbeschreibung
Ethos - von der Haltung zum Verfahren 0. 1 Von der Definition zum Prozeßmodell Welche Kräfte auch Schuld daran sein mögen, immer wieder seit der Grün dung der Volksschule hat man versucht, aus Lehrpersonen moralische Hel den und HeIdinnen zu machen. Von Ärzten, Pfarrern, Richtern gilt ähnliches in anderer Weise. Lehrpersonen sind in der Tat Experten des Lernens, der Kommunikation und der Verantwortung, Ärzte sind Experten des Heilens, Richter Experten der Gesetze. Aber moralische Übermenschen können sie nicht mehr sein, auch wenn die Qualität und der Charme des Buches "Some do care" von Colby & Damon (1992) auf den ersten Blick einleuchten. In diesem Buch werden solche moralischen Helden qualitativ untersucht und beschrieben. Wir aber möchten nicht Helden beschreiben, sondern ein pro fessionsmoralisches Verfahren darstellen, ein Verfahren, das für jede Berufs person, insbesondere für jeden Lehrer und jede Lehrerin, lernbar und an wendbar ist. Bei diesem Verfahren geht es darum, bei Verletzung des Ge rechtigkeitsgefühls der Kinder oder betroffener Erwachsener, bei Gefährdun gen der Intimität der Jugendlichen, bei vorauszusagenden negativen Konse quenzen von Handlungen etc. eine ganz bestimmte Form der Problemlösung einzuleiten, was einer Konstruktion von Moral in konkreten Situationen gleichkommt. Mit einem solchen Vorgehen wird implizite die Wirkung mo ralischer Helden in Frage gestellt. Heldenmoral und Weisheit sind dann nur mehr geschenkhafte Nebenprodukte des Gebrauchs solcher Verfahren. Übri gens, statt moralische Helden läßt sich auch der Begriff moralische Persön lichkeit verwenden.
Autorenporträt
Fritz Oser ist Professor für Pädagogik und Pädagogische Psychologie an der Universität Fribourg (seit 2007 Emeritus).