Die Debatten um die Reproduktionsmedizin und die Erblichkeit der Intelligenz werfen Fragen auf nach der Kontinuität eugenischer Praktiken, d. h. der Optimierung menschlicher Eigenschaften durch die Steuerung des Fortpflanzungsverhaltens. Dieses Programm ist eng verknüpft mit dem "Dritten Reich", Zwangssterilisationen und der Vernichtung "unwerten Lebens". Doch schon vor Beginn der Naziherrschaft warnten Autoren wie Aldous Huxley und Gilbert Keith Chesterton hellsichtig vor den Gefahren der Eugenik. Chestertons Essay "Eugenik und andere Übel" zeigt grundlegende Probleme eugenischen Denkens auf; es liegt nun erstmals auf deutsch vor. Thomas Lemke erläutert den historischen Kontext und zeigt, dass Chestertons Mahnungen nichts von ihrer Aktualität verloren haben.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.07.2014Bekenntnis zum
schwindsüchtigen Glück
Das etwas andere Buch zum Weltkrieg I. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts strebten Englands Eugeniker nach Gestaltungsmacht, unter ihnen Shaw und Churchill; G. K. Chesterton, der Father-Brown-Autor, wollte diesen Wahnwitz stoppen. Dann begann die blutige Auslese 1914, und er war bereit, seine Notizen dem Feuer zu übergeben, dem großen Brand. Danach war alles wieder aktuell . . . Chestertons Buch gegen die Eugenik ist furios in seiner Lakonie, eine Politik zerfetzend, die entscheiden will, was gesund ist und was Wahn, den Kapitalismus wie den Sozialismus. Und ein Bekenntnis zu Stevenson, seinem schwindsüchtigen Recht auf Glück.
FRITZ GÖTTLER
Gilbert Keith Chesterton: Eugenik und andere Übel. Hrsg. und Einleitung von
Thomas Lemke. Aus dem Englischen von Frank Jakubzik. Suhrkamp, Edition Unseld 41, Berlin 2014. 279 Seiten,
20 Euro, E-Book 19,99 Euro.
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Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
schwindsüchtigen Glück
Das etwas andere Buch zum Weltkrieg I. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts strebten Englands Eugeniker nach Gestaltungsmacht, unter ihnen Shaw und Churchill; G. K. Chesterton, der Father-Brown-Autor, wollte diesen Wahnwitz stoppen. Dann begann die blutige Auslese 1914, und er war bereit, seine Notizen dem Feuer zu übergeben, dem großen Brand. Danach war alles wieder aktuell . . . Chestertons Buch gegen die Eugenik ist furios in seiner Lakonie, eine Politik zerfetzend, die entscheiden will, was gesund ist und was Wahn, den Kapitalismus wie den Sozialismus. Und ein Bekenntnis zu Stevenson, seinem schwindsüchtigen Recht auf Glück.
FRITZ GÖTTLER
Gilbert Keith Chesterton: Eugenik und andere Übel. Hrsg. und Einleitung von
Thomas Lemke. Aus dem Englischen von Frank Jakubzik. Suhrkamp, Edition Unseld 41, Berlin 2014. 279 Seiten,
20 Euro, E-Book 19,99 Euro.
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»Chestertons Buch gegen die Eugenik ist furios in seiner Lakonie, eine Politik zerfetzend, die entscheiden will, was gesund ist und was Wahn, den Kapitalismus wie den Sozialismus.« Fritz Göttler Süddeutsche Zeitung 20140719