Produktdetails
- Verlag: Schäffer-Poeschel
- 2., überarb. u. erw. Aufl.
- Seitenzahl: 432
- Abmessung: 245mm
- Gewicht: 984g
- ISBN-13: 9783791014210
- Artikelnr.: 26375185
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.04.1998Euro - Handlungsbedarf für Unternehmen
Chance für eine Generalinventur der Strategien und Organisationen
Karl-Heinz Lemnitzer/Lothar Stein (Herausgeber): Euro in der Unternehmenspraxis. Schäffer-Poeschel Verlag, Stuttgart 1998, 351 Seiten, 78 DM.
Alle bisherigen Untersuchungen bestätigen, daß die deutschen Unternehmen, vor allem die kleinen und mittleren, auf die Europäische Währungsunion nicht gut vorbereitet sind. Die meisten Unternehmen schätzen die Auswirkungen der Währungsunion nicht richtig ein, und es fällt ihnen schwer, Erfolgsstrategien für die Zeit nach dem 1. Januar 1999 zu erarbeiten. Viele glauben noch immer, daß es mit Umstellungen in den EDV-Programmen und mit einem geballten Einsatz von Taschenrechnern in der Buchführung getan ist.
Die Lektüre des Buches "Euro in der Unternehmenspraxis" belehrt eines Besseren. Hier äußern sich Fachleute fundiert zu so wichtigen Fragen wie Unternehmensstrategie und Europäische Währungsunion, rechtliche Aspekte des Euro, Auswirkungen der Währungsunion auf das Rechnungswesen, Euro und Steuern, Finanzsteuerung von Unternehmen nach der Einführung der Union, Kreditinstitute und Euro sowie Auswirkungen der Europäischen Währungsunion auf die Versicherungswirtschaft. Zwar kann auch dieses kompakte Buch nicht alle Fragen beantworten (wer wäre hierzu schon in der Lage?), gleichwohl eignet es sich als ein an den Bedürfnissen der Unternehmenspraxis ausgerichtetes Handbuch zur umfassenden Vorbereitung der Unternehmen auf das Euro-Land.
Das Buch ist für Unternehmer und Führungskräfte in Unternehmen geschrieben. Die Autoren sind Berater der KPMG Deutsche Treuhand-Gruppe. Sie machen deutlich, daß die Vorbereitung auf die Währungsunion in jedem Falle eine komplexe Aufgabe ist, die jedoch - wenn sie als prominentes Projekt geführt wird - beherrschbar ist. Die beiden Herausgeber weisen im Vorwort zu Recht darauf hin, daß selbst eine Verschiebung der Europäischen Währungsunion keineswegs die Beschäftigung mit den Umstellungserfordernissen überflüssig machte. Die Vorbereitung auf die Europäische Währungsunion müsse vielmehr in jedem Fall fester Bestandteil einer verantwortungsbewußten Unternehmensführung sein.
Es ist nicht möglich, hier alle Beiträge des Sammelwerks im einzelnen zu würdigen, obwohl sie es eigentlich verdient hätten. Positiv zu werten ist die Tatsache, daß in diesem Buch auch Facetten des großen und breiten Themas behandelt werden, die in den vielen anderen, eher volkswirtschaftlich ausgerichteten Publikationen eindeutig zu kurz kommen, die aber eine hohe praktische Bedeutung haben. So findet der Leser beispielsweise eine komprimierte Darstellung der rechtlichen Aspekte der Euro-Einführung, die beim Abschluß von Liefer- und Leistungsverträgen sowie von Kreditverträgen mehr Sicherheit bietet. Er erfährt (auch veranschaulicht an Rechenbeispielen), welche Auswirkungen die Währungsunion auf das Rechnungswesen hat. Für die Unternehmen höchst bedeutsam dürfte auch die Herausarbeitung der bisher kaum erörterten steuerlichen Auswirkungen der Euro-Einführung sein. So werden unter anderem Fragen der steuerlichen Behandlung der Umstellungskosten erörtert. Ebenso wird darauf hingewiesen, daß der Wegfall der Währungsrisiken die Unternehmen dazu veranlassen könne, ihre Geschäftstätigkeiten und Beteiligungsstrukturen im europäischen Währungsgebiet nicht zuletzt unter steuerlichen Gesichtspunkten neu zu ordnen und zu optimieren. Informativ ist auch der Beitrag über die Finanzsteuerung von Unternehmen (Nichtfinanzdienstleistern) nach Einführung der Währungsunion. Die Autoren vertreten die diskussionswürdige Auffassung, daß die Finanzmärkte in eine Phase der Unsicherheit hineinsteuern. Das betreffe sowohl die Zeitspanne im Vorfeld der Währungsunion als auch die erste Zeit nach der Euro-Einführung. Diesem Umstand müsse in den Unternehmen durch Ausgestaltung der Risikoerfassungs- und der Risikosteuerungsmechanismen konsequent Rechnung getragen werden. Zwei weitere informative Beiträge über die Auswirkungen des Euro auf Kreditinstitute einerseits und auf die Versicherungswirtschaft andererseits sowie ein Leitfaden für ein erfolgreiches Euro-Projektmanagement runden das Bild ab. Im Anhang findet der Leser unter anderem eine Checkliste zur Umstellung auf den Euro sowie den Text von zwei wichtigen Verordnungen der Europäischen Union.
Insgesamt zeigen alle Autoren, daß die Einführung des Euro wesentlich mehr bedeutet als die bloße Umrechnung des Zahlenwerks und die Schaffung einer eurofähigen technischen Infrastruktur. Diese Jahrhundert-Herausforderung sollte von den Unternehmen als Chance für eine Generalinventur der Strategien und auch der gewachsenen Organisation genutzt werden. Die Einführung der Währungsunion sollte daher trotz aller damit verbundenen Mehrarbeit nicht nur als Euro-Betroffenheit erlebt oder besser erlitten werden. Sie bietet den Unternehmen die Chance zur Neupositionierung. Vielleicht liegen gerade in den damit angesprochenen indirekten Auswirkungen des Euro die von den Euro-Skeptikern überhaupt nicht erkannten größten Nutzeneffekte. Das Buch hilft dem Leser in der Praxis, Chancen und Handlungsbedarf zu erkennen. Die Mühen auch einer zumindest selektiven Lektüre einzelner Abhandlungen lohnen sich für Unternehmer und Berater allemal.
ROBERT FIETEN
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Chance für eine Generalinventur der Strategien und Organisationen
Karl-Heinz Lemnitzer/Lothar Stein (Herausgeber): Euro in der Unternehmenspraxis. Schäffer-Poeschel Verlag, Stuttgart 1998, 351 Seiten, 78 DM.
Alle bisherigen Untersuchungen bestätigen, daß die deutschen Unternehmen, vor allem die kleinen und mittleren, auf die Europäische Währungsunion nicht gut vorbereitet sind. Die meisten Unternehmen schätzen die Auswirkungen der Währungsunion nicht richtig ein, und es fällt ihnen schwer, Erfolgsstrategien für die Zeit nach dem 1. Januar 1999 zu erarbeiten. Viele glauben noch immer, daß es mit Umstellungen in den EDV-Programmen und mit einem geballten Einsatz von Taschenrechnern in der Buchführung getan ist.
Die Lektüre des Buches "Euro in der Unternehmenspraxis" belehrt eines Besseren. Hier äußern sich Fachleute fundiert zu so wichtigen Fragen wie Unternehmensstrategie und Europäische Währungsunion, rechtliche Aspekte des Euro, Auswirkungen der Währungsunion auf das Rechnungswesen, Euro und Steuern, Finanzsteuerung von Unternehmen nach der Einführung der Union, Kreditinstitute und Euro sowie Auswirkungen der Europäischen Währungsunion auf die Versicherungswirtschaft. Zwar kann auch dieses kompakte Buch nicht alle Fragen beantworten (wer wäre hierzu schon in der Lage?), gleichwohl eignet es sich als ein an den Bedürfnissen der Unternehmenspraxis ausgerichtetes Handbuch zur umfassenden Vorbereitung der Unternehmen auf das Euro-Land.
Das Buch ist für Unternehmer und Führungskräfte in Unternehmen geschrieben. Die Autoren sind Berater der KPMG Deutsche Treuhand-Gruppe. Sie machen deutlich, daß die Vorbereitung auf die Währungsunion in jedem Falle eine komplexe Aufgabe ist, die jedoch - wenn sie als prominentes Projekt geführt wird - beherrschbar ist. Die beiden Herausgeber weisen im Vorwort zu Recht darauf hin, daß selbst eine Verschiebung der Europäischen Währungsunion keineswegs die Beschäftigung mit den Umstellungserfordernissen überflüssig machte. Die Vorbereitung auf die Europäische Währungsunion müsse vielmehr in jedem Fall fester Bestandteil einer verantwortungsbewußten Unternehmensführung sein.
Es ist nicht möglich, hier alle Beiträge des Sammelwerks im einzelnen zu würdigen, obwohl sie es eigentlich verdient hätten. Positiv zu werten ist die Tatsache, daß in diesem Buch auch Facetten des großen und breiten Themas behandelt werden, die in den vielen anderen, eher volkswirtschaftlich ausgerichteten Publikationen eindeutig zu kurz kommen, die aber eine hohe praktische Bedeutung haben. So findet der Leser beispielsweise eine komprimierte Darstellung der rechtlichen Aspekte der Euro-Einführung, die beim Abschluß von Liefer- und Leistungsverträgen sowie von Kreditverträgen mehr Sicherheit bietet. Er erfährt (auch veranschaulicht an Rechenbeispielen), welche Auswirkungen die Währungsunion auf das Rechnungswesen hat. Für die Unternehmen höchst bedeutsam dürfte auch die Herausarbeitung der bisher kaum erörterten steuerlichen Auswirkungen der Euro-Einführung sein. So werden unter anderem Fragen der steuerlichen Behandlung der Umstellungskosten erörtert. Ebenso wird darauf hingewiesen, daß der Wegfall der Währungsrisiken die Unternehmen dazu veranlassen könne, ihre Geschäftstätigkeiten und Beteiligungsstrukturen im europäischen Währungsgebiet nicht zuletzt unter steuerlichen Gesichtspunkten neu zu ordnen und zu optimieren. Informativ ist auch der Beitrag über die Finanzsteuerung von Unternehmen (Nichtfinanzdienstleistern) nach Einführung der Währungsunion. Die Autoren vertreten die diskussionswürdige Auffassung, daß die Finanzmärkte in eine Phase der Unsicherheit hineinsteuern. Das betreffe sowohl die Zeitspanne im Vorfeld der Währungsunion als auch die erste Zeit nach der Euro-Einführung. Diesem Umstand müsse in den Unternehmen durch Ausgestaltung der Risikoerfassungs- und der Risikosteuerungsmechanismen konsequent Rechnung getragen werden. Zwei weitere informative Beiträge über die Auswirkungen des Euro auf Kreditinstitute einerseits und auf die Versicherungswirtschaft andererseits sowie ein Leitfaden für ein erfolgreiches Euro-Projektmanagement runden das Bild ab. Im Anhang findet der Leser unter anderem eine Checkliste zur Umstellung auf den Euro sowie den Text von zwei wichtigen Verordnungen der Europäischen Union.
Insgesamt zeigen alle Autoren, daß die Einführung des Euro wesentlich mehr bedeutet als die bloße Umrechnung des Zahlenwerks und die Schaffung einer eurofähigen technischen Infrastruktur. Diese Jahrhundert-Herausforderung sollte von den Unternehmen als Chance für eine Generalinventur der Strategien und auch der gewachsenen Organisation genutzt werden. Die Einführung der Währungsunion sollte daher trotz aller damit verbundenen Mehrarbeit nicht nur als Euro-Betroffenheit erlebt oder besser erlitten werden. Sie bietet den Unternehmen die Chance zur Neupositionierung. Vielleicht liegen gerade in den damit angesprochenen indirekten Auswirkungen des Euro die von den Euro-Skeptikern überhaupt nicht erkannten größten Nutzeneffekte. Das Buch hilft dem Leser in der Praxis, Chancen und Handlungsbedarf zu erkennen. Die Mühen auch einer zumindest selektiven Lektüre einzelner Abhandlungen lohnen sich für Unternehmer und Berater allemal.
ROBERT FIETEN
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main