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Arkadien an der Ostsee: Jakob Philipp Hackert aus der Sicht von Kunsthistorikern, Historikern und Philologen.Hackerts Tapetengemälde, die nach aufwändigen Restaurierungsarbeiten seit 2006 wieder besichtigt werden können, werden hier erstmals gezeigt.Hackert-Ausstellungen:Schillers Wohnhaus in Weimar 26.8.-2.11.2008Hamburger Kunsthalle 28.11.2008-15.2.2009Auf Gut Boldevitz auf Rügen schuf Jakob Philipp Hackert mit seinen Tapetengemälden in der ihm eigentümlichen Verbindung idealer und realer malerischer Motivik 'nordische Arkadienbilder'.Neben dem künstlerischen Aspekt werden in Hackerts…mehr

Produktbeschreibung
Arkadien an der Ostsee: Jakob Philipp Hackert aus der Sicht von Kunsthistorikern, Historikern und Philologen.Hackerts Tapetengemälde, die nach aufwändigen Restaurierungsarbeiten seit 2006 wieder besichtigt werden können, werden hier erstmals gezeigt.Hackert-Ausstellungen:Schillers Wohnhaus in Weimar 26.8.-2.11.2008Hamburger Kunsthalle 28.11.2008-15.2.2009Auf Gut Boldevitz auf Rügen schuf Jakob Philipp Hackert mit seinen Tapetengemälden in der ihm eigentümlichen Verbindung idealer und realer malerischer Motivik 'nordische Arkadienbilder'.Neben dem künstlerischen Aspekt werden in Hackerts Malerei die ästhetischen, kulturellen und sozialen Muster und Dispositionen seiner Zeit sichtbar. Nicht nur aus kunsthistorischer Sicht sind sie interessant für Fragen nach den Anfängen und Bedingungen des europäischen Klassizismus. Die Fokussierung auf Hackerts Rügener Zeit veranschaulicht, dass jenseits der europäischen Höfe auch die ländlich-aristokratische und bürgerliche Sphäre zu kulturellersowie ästhetischer Investition und Entwicklung fähig war. Im Arkadienmotiv wird eine Kulturimagination sichtbar, die nicht nur im Süden gesucht und gefunden, sondern auch an der Ostsee entworfen werden konnte und somit zum Selbstverständnis des modernen Europas geriet.Aus dem Inhalt:Thomas Weidner: Hackerts frühe LandschaftsmalereiWerner Busch: Veduten von Hackert bis FriedrichFriedmar Apel: Das empfindsame und das romantische RügenMartin Warnke: Goethes Hackert-BiographieLucas Burkart: Hackerts Tapetenmalerei auf Gut BoldevitzAndreas Beyer: Die Rekonstruktion eines Arkadiens der Kunst im Landschaftsgarten von ClissonGeorg Kreis: Friedensidee Europa
Autorenporträt
Jakob Philipp Hackert (1737-1807), bedeutender und beliebter Landschaftsmaler um 1800. Nach dem Besuch der Akademie der bildenden Künste in Berlin konnte er seine Fertigkeiten unter dem Mäzenat von Friedrich von Olthoff auf Gut Boldevitz auf Rügen verfeinern, wo er den Festsaal mit seinen Tapetengemälden gestaltete. 1786 Hofmaler von König Ferdinand IV. von Neapel. Goethe schätzte ihn sehr und ließ sich von ihm im Zeichnen unterrichten.Die HerausgeberAndreas Beyer, geb. 1957, Professor für Kunstgeschichte an der Universität Basel. Lucas Burkart, geb. 1967, Professor für Geschichte an der Universität Luzern. Achatz von Müller, geb. 1943, Professor für Geschichte des Mittelalters an der Universität Basel.Gregor Vogt-Spira, geb. 1956, Professor für klassische Philologie/Latein an der Universität Marburg.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.08.2008

Der frisch gewaschene Morgen im Sommer
Eine Ausstellung in Weimar nimmt die Landschaftsbilder von Jakob Philipp Hackert unter die Lupe
Dass ausgerechnet der Landschaftsmaler Jakob Philipp Hackert (1737 bis 1807) der zeitgenössische Künstler wurde, dem Goethe die umfangreichste schriftstellerische Bemühung widmete, lässt sich von den Goetheschen Interessen aus einleuchtend begründen. Der ein enges Feld mit früh erreichter vollkommener Meisterschaft bestellende Hackert zeigte das heitere Gegenbild jener „Disproportion des Talents mit dem Leben”, an dem sich Goethes „Meister”-Romane und auch seine eigene Autobiographie abarbeiteten: Hackert erstrebte nur, was er konnte; die Gefahr des Dilettantismus hat diesen sich eisern beschränkenden Preußen nie gestreift.
Das Leben des Malers, der zunächst höchst erfolgreich für den römischen Kunstmarkt und seine internationalen Abnehmer gearbeitet hatte und dann 1785 in den Dienst des Königs von Neapel trat, um nach der neapolitanischen Revolution 1798 seine bürgerliche Künstlerexistenz von Neuem aufzubauen, bot ein Beispiel für den bürgerlich-höfischen Kompromiss, den Goethe selbst verwirklichte: Der Bürger wird Hofkünstler, ja enger Freund des Monarchen, aber selbst am Hof bleibt er bei seinem Lebensstil, so dass er nach dem Ende der Monarchie nicht bruchlos, aber ohne existenzielle Bedrohung auf den freien Markt zurückkehren kann.
Der Adoptierte kommt zurück
Diese von Goethe 1811, kurz nach Hackerts Tod aus dessen nachgelassenen Papieren entwickelte Lebensbahn spiegelte eigene Geschichtserfahrungen Goethes in der napoleonischen Zeit, wo es kurz zuvor so ausgesehen hatte, als könne der Staat Carl Augusts verschwinden und sein großer Freund und Dichter seiner höfisch-akademischen Umgebung beraubt werden. Dazu kam, dass Goethe, der 1787 in Neapel mehrere Wochen bei Hackert Unterricht genommen hatte, ihm persönlich zugetan war: Der trockene Prenzlauer, der sich gewandt zwischen Kurienkardinälen, italienischen Hofschranzen und englischen Sammlern bewegte, war eine jener aufgeweckten Handwerkernaturen, die Goethe mehr liebte als die meisten Genies: Bodenständiges Können, gewandte Weltläufigkeit, biederer Wirklichkeitssinn, menschliche Wärme, das ist ein Charaktermix, den beispielsweise auch Goethes wunderbarer Altersfreund Karl Friedrich Zelter zeigt. Das glanzvoll geschriebene Hackert-Memorial konnte so auch zum Feldzeichen gegen die Romantik werden.
Diese Adoption hat dem Maler bei der Nachwelt nicht nur genützt. Er wurde ein Gegenstand eher der Goethe-Forschung als der Kunstgeschichte. Gegenüber jüngeren Zeitgenossen wie Caspar David Friedrich und Philipp Otto Runge trat er in die zweite Reihe, belastet von Goethes angeblich zurückbleibenden Kunstgeschmack. Seit den neunziger Jahren ändert sich das, unter anderem durch die Wiederentdeckung von Frühwerken, die Hackert auf Rügen hinterlassen hat, und die edle Lorrain-Erbschaft verbunden mit stimmungsmalerischem Rokokogeist zeigen. Nun wurde die lange Wegstrecke des Brandenburgers überhaupt erst abmessbar. Der von Andreas Beyer herausgegebene Aktenband einer Rügener Tagung sammelt jetzt die Ernte dieser Neuerschließung des Hackertschen Kosmos; behandelt werden etwa die Entdeckung der Küste als Sujet, die Beziehung von Landschaft und Archäologie, die vulkanischen Nachtstücke und Hackerts Beziehung zu Goethe. Das Buch erscheint pünktlich zu einer glanzvollen Weimarer Ausstellung, die den Maler, aber auch den Zeichner, Aquarellisten und vor allem virtuosen Gouachenmaler Hackert in großer Breite hinreißend präsentiert.
Der internationale Erfolg Hackerts zeigt sich nicht zuletzt an Leihgebern aus Neapel bis St. Petersburg; dazu kommt ein sensationell hoher Anteil von Bildern aus Privatbesitz. Schon deshalb lohnt die Fahrt nach Weimar. Nun sieht man Hackert in seiner ganzen Entwicklung und Breite, vom holländisch-französischen Beginn bis zu den gläsernen Großtableaus mit ihren prachtvollen Bäumen, Ruinen, Bergkulissen, Wasserfällen, Grotten und Küsten. Eine immer groß gesehene, immer nüchtern erfasste, meist blendend hell beleuchtete, irdisch mit Tieren und Landleuten bevölkerte arkadische Natur; ihr Zauber liegt in einer poetischen Genauigkeit, die doch dem träumerischen Schweifen seinen Raum lässt.
Meister der Ferne und der Nähe
Goethe hat in Bezug auf Hackert vom „Abschreiben der Natur” gesprochen, und diese Metapher erweist sich als außerordentlich treffend. Hackert erzählt die Natur nicht nach, er träumt sie nicht, er erfindet sie nicht neu, nein, er pinselt sie Buchstaben für Buchstaben ab, also Blatt für Blatt und Ast für Ast und Stein für Stein. Solches Abschreiben erzieht auch das Auge des Betrachters, der diese Bilder bald wie Landkarten durchmustert und sich stundenlang in sie versenken mag. Die Magie, welche die besten Bilder dieses Malers durchaus zeigen, beruht auf einem eigentümlichen optischen Effekt: Im weit gespannten Landschaftstableau werden die Dinge in der Ferne zwar kleiner und duftiger, aber keineswegs undeutlicher. Selbst entfernteste Bäume lassen ihre haarpinseldünnen Ästchen erkennen, winzige Gesichter von Staffagefiguren zeigen Augen, Nase und Mund und die im Morgenhauch verschwindenden Bergfestungen des Hintergrunds haben doch Zinnen und Schießscharten. So entsteht eine bei aller räumlichen Tiefe fast weitsichtige Präsenz – als sei jedes Ding gleich nah zum Betrachter.
Dazu kommt eine Lichtgenauigkeit, die dieser Dinggenauigkeit nicht nachsteht: Hackert pflegte Landschaften nach der Natur immer zur selben Uhrzeit zu malen, um den Einfallswinkel des Lichts, die Länge der Schatten, die Tönung der Farben nicht ins Ungefähre zu bringen. Der frische, wie gewaschene Morgen des südlichen Sommertages ist Jakob Philipp Hackerts Spezialität. Die großartigen Nachtstücke seiner Vulkanausbrüche oder römischen Feuerwerksszenen unterstreichen diese Vorliebe nur noch deutlicher.
Und ein solitäres Nachmittagsstück, das Rom von den Caracalla-Thermen aus zeigt – vielleicht das schönste Bild der Ausstellung überhaupt –, beweist jene Zeitpräzision, die Hackert dem Licht zu geben vermochte, auf ihrem Höhepunkt. Dieses Rom-Bild mit seinen großen Massen und im Gegenlicht gleichwohl bewahrten tausendfältigen Einzelheiten unter einem glühenden hohen Himmel zeigt eine Meisterschaft, bei der man sich fragt, was Caspar David Friedrich eigentlich noch dazutun musste; außer dass Hackert mit Rom einen uneinholbar großartigen Gegenstand hatte.
In seiner von Geschmacksvorurteilen unberührten Genauigkeit wurde Hackert übrigens zum ersten Entdecker jener archaisch-griechischen Tempelantike in Süditalien und vor allem auf Sizilien, die den von Winckelmann geprägten Goethe zunächst so verstörte. So öffnet das Abschreiben der Natur die Tür für einen Historismus, der Hackert zu einer geistesgeschichtlichen Schwellenfigur macht. Den Liebhaber braucht das aber nur in zweiter Linie zu bekümmern. Er sollte mit ausgeruhten Augen, einer Lesebrille oder eine Lupe kommen, um die Welt dieses magischen Handwerkers zu betreten.GUSTAV SEIBT
„Jakob Philipp Hackert. Europas Landschaftsmaler der Goethezeit.” Neues Museum und Schillermuseum in Weimar bis 2. November; in der Hamburger Kunsthalle vom 28. November bis 5. Februar. Info: www.klassik-stiftung.de. Katalog (Hatje Cantz Verlag) 35 Euro im Museum; 49,80 Euro im Buchhandel.
Andreas Beyer u.a. (Hrsg.): Europa Arkadien. Jakob Philipp Hackert und die Imagination Europas um 1800. Wallstein Verlag, Göttingen 2008. 397 S., 48 Euro.
Jakob Philipp Hackert malte die Natur immer zur selben Uhrzeit, um den Einfallswinkel des Lichts, die Länge der Schatten und die Tönung der Farben genau zu erfassen: „Blick auf Rom von den Caracalla-Thermen” entstand nachmittags. Abb.: bpk
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'wunderschön illustriert (.). Dieser sehr interessante Band enthält auch Aufsätze über Hackert und Goethe, besonders lesenswert etwa ist der Beitrag von einem der vier Herausgeber, Lukas Burkart, über Wohnen in Arkadien.'(Rolf Vollmann, Die Z