Im Gefolge der vielfältigen Veränderungen nach Ende des Kalten Krieges haben Regierungen und Unternehmen begonnen, systematische Beziehungen zwischen Asien und Europa in ihr Denken und Handeln miteinzubeziehen, diese aufzubauen und auszuloten.
Die Beziehungen zwischen Asien und Europa zu charakterisieren, zu verstehen und Vorhersagen bezüglich ihrer zukünftigen Entwicklung zu treffen, stellen eine wichtige Herausforderung dar. Das vorliegende Buch hat sich dieser Aufgabe angenommen.
Die Beziehungen zwischen Asien und Europa zu charakterisieren, zu verstehen und Vorhersagen bezüglich ihrer zukünftigen Entwicklung zu treffen, stellen eine wichtige Herausforderung dar. Das vorliegende Buch hat sich dieser Aufgabe angenommen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.03.2000Riskantes Tempo
Schwaches Europa, verwirrtes Amerika und ein dynamisches Ostasien
Hanns W. Maull, Gerald Segal, Jusuf Wanandi (Herausgeber): Europa und Asien-Pazifik. Grundlagen, Entwicklungslinien und Perspektiven der europäisch-asiatischen Beziehungen. Schriften des Forschungsinstituts der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, Reihe Internationale Politik und Wirtschaft, Band 67. R. Oldenbourg Verlag, München 1999. 294 Seiten, 98,- Mark.
ASEM - dieses Kürzel für "Asia-Europe Meeting" gilt als Programm. Im März 1996 trafen sich erstmals in Bangkok die Mitglieder der Europäischen Union mit den Ländern des pazifischen Asiens. Gemeint war jener Teil Asiens, der am Pazifik liegt: alle Länder Südostasiens, die Insel- und Randstaaten in Nordostasien bis hinauf zu Japan. Damals schien die asiatische Welt noch im Lot zu sein. Selbstbewusst agierten die Asiaten, eher als Bittsteller traten die Europäer auf. Szenenwechsel nur zwei Jahre später in London. ASEM II fand im Zeichen der asiatischen Finanzkrise statt. Die Europäer signalisierten, dass sie auch in Schlechtwetterzeiten nicht ihre Verbindungen nach Asien abbrechen wollten. Das stolze Selbstvertrauen der Asiaten war neuer Nachdenklichkeit gewichen.
Das ist der Spannungsbogen, den die Autoren aus sehr verschiedenen Perspektiven analysieren. Der Band dokumentiert Ergebnisse eines internationalen Forschungsprojektes. Die Autoren beleuchten wirtschaftliche und sicherheitspolitische Probleme und Chancen des Annäherungsprozesses ebenso wie Menschenrechtsfragen und die Bedeutung kultureller Differenzen. Ungewöhnlich ist die Struktur des Buches. Die Herausgeber haben versucht, die Konferenzbeiträge miteinander zu verknüpfen und auch die Diskussionen einzubauen. Es finden sich deshalb zwischen den einzelnen Beiträgen kursiv gedruckte Passagen, in denen die Herausgeber in stark gekürzter Fassung die Argumentationen ergänzen oder auch pointierte Fragestellungen überleitend formulieren. Für die Lektüre ist das äußerst anregend, weil es dem Anspruch des Buches, die Beziehungen zwischen beiden Regionen in ihrer Vielschichtigkeit zu interpretieren, gerecht wird.
Das Hauptinteresse richtet sich auf die Passagen über zukünftige Szenarien. Denn das atemberaubende Entwicklungstempo birgt vielfältige Risiken. Hanns W. Maull argumentiert vor dem Hintergrund von außenpolitischen Kulturen. Nur über verbesserte Kooperation innerhalb der Regionen Ostasiens und Europas können sich seiner Meinung nach auch die internationalen Beziehungen verbessern. Er kann dabei nachweisen, dass es in beiden Regionen ein Potenzial dafür gibt, gemeinsame Vorhaben effektiv zu verwirklichen. Wie sehr das im beiderseitigen Interesse Asiens und Europas liegt, belegt ausblickend François Heisbourg. Doch seine Prognose zur weiteren Verdichtung des Beziehungsgeflechts ist abweichend von Maull eher düster. Heisbourg macht darauf aufmerksam, dass nur im Dreiklang mit den Vereinigten Staaten eine Entwicklungsperspektive besteht. Doch das weltpolitische Dreieck besteht aus einem machtpolitisch schwachen Europa, einem verwirrten Amerika und einem dynamischen Ostasien. Die Heterogenität Ostasiens bleibt für ihn das Haupthindernis, um die Zusammenarbeit zwischen den Regionen langfristig zu intensivieren.
KARL-RUDOLF KORTE
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Schwaches Europa, verwirrtes Amerika und ein dynamisches Ostasien
Hanns W. Maull, Gerald Segal, Jusuf Wanandi (Herausgeber): Europa und Asien-Pazifik. Grundlagen, Entwicklungslinien und Perspektiven der europäisch-asiatischen Beziehungen. Schriften des Forschungsinstituts der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, Reihe Internationale Politik und Wirtschaft, Band 67. R. Oldenbourg Verlag, München 1999. 294 Seiten, 98,- Mark.
ASEM - dieses Kürzel für "Asia-Europe Meeting" gilt als Programm. Im März 1996 trafen sich erstmals in Bangkok die Mitglieder der Europäischen Union mit den Ländern des pazifischen Asiens. Gemeint war jener Teil Asiens, der am Pazifik liegt: alle Länder Südostasiens, die Insel- und Randstaaten in Nordostasien bis hinauf zu Japan. Damals schien die asiatische Welt noch im Lot zu sein. Selbstbewusst agierten die Asiaten, eher als Bittsteller traten die Europäer auf. Szenenwechsel nur zwei Jahre später in London. ASEM II fand im Zeichen der asiatischen Finanzkrise statt. Die Europäer signalisierten, dass sie auch in Schlechtwetterzeiten nicht ihre Verbindungen nach Asien abbrechen wollten. Das stolze Selbstvertrauen der Asiaten war neuer Nachdenklichkeit gewichen.
Das ist der Spannungsbogen, den die Autoren aus sehr verschiedenen Perspektiven analysieren. Der Band dokumentiert Ergebnisse eines internationalen Forschungsprojektes. Die Autoren beleuchten wirtschaftliche und sicherheitspolitische Probleme und Chancen des Annäherungsprozesses ebenso wie Menschenrechtsfragen und die Bedeutung kultureller Differenzen. Ungewöhnlich ist die Struktur des Buches. Die Herausgeber haben versucht, die Konferenzbeiträge miteinander zu verknüpfen und auch die Diskussionen einzubauen. Es finden sich deshalb zwischen den einzelnen Beiträgen kursiv gedruckte Passagen, in denen die Herausgeber in stark gekürzter Fassung die Argumentationen ergänzen oder auch pointierte Fragestellungen überleitend formulieren. Für die Lektüre ist das äußerst anregend, weil es dem Anspruch des Buches, die Beziehungen zwischen beiden Regionen in ihrer Vielschichtigkeit zu interpretieren, gerecht wird.
Das Hauptinteresse richtet sich auf die Passagen über zukünftige Szenarien. Denn das atemberaubende Entwicklungstempo birgt vielfältige Risiken. Hanns W. Maull argumentiert vor dem Hintergrund von außenpolitischen Kulturen. Nur über verbesserte Kooperation innerhalb der Regionen Ostasiens und Europas können sich seiner Meinung nach auch die internationalen Beziehungen verbessern. Er kann dabei nachweisen, dass es in beiden Regionen ein Potenzial dafür gibt, gemeinsame Vorhaben effektiv zu verwirklichen. Wie sehr das im beiderseitigen Interesse Asiens und Europas liegt, belegt ausblickend François Heisbourg. Doch seine Prognose zur weiteren Verdichtung des Beziehungsgeflechts ist abweichend von Maull eher düster. Heisbourg macht darauf aufmerksam, dass nur im Dreiklang mit den Vereinigten Staaten eine Entwicklungsperspektive besteht. Doch das weltpolitische Dreieck besteht aus einem machtpolitisch schwachen Europa, einem verwirrten Amerika und einem dynamischen Ostasien. Die Heterogenität Ostasiens bleibt für ihn das Haupthindernis, um die Zusammenarbeit zwischen den Regionen langfristig zu intensivieren.
KARL-RUDOLF KORTE
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Karl-Rudolf Korte weist zunächst auf den Kontext hin, in dem dieses Buch zu betrachten ist. Denn der „Spannungsbogen“ des Bandes leite sich von den - durch die asiatische Finanzkrise - veränderten Bedingungen her, die sich in der Zeit zwischen der ASEM-Konferenz im März 1996 und ASEM II zwei Jahre später ergeben haben. Dadurch bedingt seien die Perspektiven, aus denen die Autoren die Beziehungen zwischen der Europäischen Union und den Ländern des pazifischen Asiens betrachten, sehr unterschiedlich. Die Struktur der Buches findet Korte zwar „ungewöhnlich“, gleichzeitig aber durchaus „anregend“. Anerkennend hebt er die Versuche der Herausgeber hervor, „die Konferenzbeiträge miteinander zu verknüpfen und auch die Diskussionen einzubauen“. Auch die ergänzenden Argumentationen und Fragestellungen, die optisch hervorgehoben sind, helfen seiner Ansicht nach, die Komplexität der Beziehungen besser zu verstehen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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