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Scheinbar selbstverständliche Vorstellungen von Europa und europäischer Identität haben weitreichende Auswirkungen auf Alltag und Bewusstsein der Menschen sowie auf die Beantwortung gesellschaftlich und politisch bedeutender Fragen. Zum Beispiel kann die Mitgliedschaft eines Landes in der EU von dessen Anerkennung einer europäischen Identität abhängen. Die Vorstellung eines europäischen Selbst geschieht seit jeher insbesondere durch Abgrenzungen von im Osten gelegenen nicht-europäischen Anderen . Daher werden in diesem Buch aus kulturhistorischer Perspektive vor allem Narrationen über das…mehr

Produktbeschreibung
Scheinbar selbstverständliche Vorstellungen von Europa und europäischer Identität haben weitreichende Auswirkungen auf Alltag und Bewusstsein der Menschen sowie auf die Beantwortung gesellschaftlich und politisch bedeutender Fragen. Zum Beispiel kann die Mitgliedschaft eines Landes in der EU von dessen Anerkennung einer europäischen Identität abhängen.
Die Vorstellung eines europäischen Selbst geschieht seit jeher insbesondere durch Abgrenzungen von im Osten gelegenen nicht-europäischen Anderen . Daher werden in diesem Buch aus kulturhistorischer Perspektive vor allem Narrationen über das Verhältnis von Europa und Russland sowie von Mittel- und Osteuropa untersucht. Analysiert werden verschiedene Unterscheidungsmerkmale Religion, Kultur und Entwicklung, (Groß-) Ethnos, Geographie und politisches Interesse anhand derer unterschiedlichste Grenzziehungen Europas im Osten möglich sind. Dabei wird deutlich, wie die meist negativen Wertungen des Anderen und Distanzierungen von diesem genutzt werden, um Europa in einem Wechselspiel von Inklusion und Exklusion als Gemeinschaft zu konstruieren.
Eine Schlussfolgerung der Studie ist, dass eine tiefere Integration der EU nach innen nicht ohne stärkere Abgrenzung nach außen möglich ist. Dies ist der zu zahlende Preis für eine Vertiefung des Europäisierungsprozesses. Eine Alternative hierzu wäre, unter Aufgabe einer spezifisch europäischen Identität , kleinstufige Übergänge zwischen sich überlappenden Räumen statt einer fixen Ostgrenze zu schaffen. Auch müsste die Eröffnung einer EU-Mitgliedschaftsperspektive von der Frage nach der europäischen Identität des betreffenden Landes gelöst werden.
Autorenporträt
Der Autor:Marcel Viëtor studierte Volkskunde/Kulturanthropologie, Osteuropastudien und Öffentliches Recht in Hamburg sowie Internationale Beziehungen in Berlin/Potsdam und Moskau. Er war Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes sowie als Praktikant u.a. bei der Delegation der EU-Kommission in Moskau tätig. Seit Januar 2009 ist er Programmleiter für Energieaußenpolitik bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin. Autor von Russian Foreign Policy between Security and Economics: Exporting Gas and Arms to Belarus and China 1990-2008 (LIT 2009), Mitherausgeber von Osteuropa heute: Entwicklungen - Gemeinsamkeiten - Unterschiede (LIT 2007).Der Vorwortautor:Dr. Albrecht Lehmann ist Professor Emeritus für Volkskunde an der Universität Hamburg.