Mit dem Ende des Ost-West-Konfliktes erfuhr das geopolitische Denken eine Wiederbelebung. Deutlich wurde dies in der Diskussion über die außenpolitische Orientierung des wiedervereinigten Deutschlands und über die zukünftige Bedeutung des atlantischen und des eurasischen Raumes für Europa. Die Arbeit untersucht die nach 1989/91 entwickelten geopolitischen Europamodelle, die sich mit diesen Fragen auseinandersetzen. In den Modellen kommen zwei divergierende strategische Ausrichtungen zum Ausdruck: Entweder plädieren Geopolitiker für die Strategie der Anlehnung an die Vereinigten Staaten von Amerika oder sie postulieren eine europäische Gegenmachtbildung unter dem Einschluss Eurasiens. Bei beiden zueinander im Gegensatz stehenden Vorstellungen bilden die Vereinigten Staaten von Amerika den Dreh- und Angelpunkt des jeweiligen geopolitischen Europamodells. Atlantische und euro-eurasische Vorstellungen von Europa wirken so als antagonistische Größen.