Wenige Jahre nach der osmanischen Eroberung von Konstantinopel im Jahr 1453 verfasste der italienische Humanist Enea Silvio Piccolomini (1405 - 1464) die erste Europa-Schrift der neueren Zeit. Diese Schrift zeigt Piccolomini, der 1458 zum Papst Pius II. gewählt worden war, nicht nur als ersten Landeshistoriker im modernen Sinn (Erich Meuthen). Vor allem bietet sie wichtige Einblicke in das europäische Selbstverständnis der frühen Neuzeit: Europa als christ liche Verteidigungsgemeinschaft, die auf den Werten der Antike basiert. Zukunftsweisend wurde dieses Europabild aufgrund der Betonung der…mehr
Wenige Jahre nach der osmanischen Eroberung von Konstantinopel im Jahr 1453 verfasste der italienische Humanist Enea Silvio Piccolomini (1405 - 1464) die erste Europa-Schrift der neueren Zeit. Diese Schrift zeigt Piccolomini, der 1458 zum Papst Pius II. gewählt worden war, nicht nur als ersten Landeshistoriker im modernen Sinn (Erich Meuthen). Vor allem bietet sie wichtige Einblicke in das europäische Selbstverständnis der frühen Neuzeit: Europa als christ liche Verteidigungsgemeinschaft, die auf den Werten der Antike basiert. Zukunftsweisend wurde dieses Europabild aufgrund der Betonung der politischen und geographischen Selbstständigkeit der europäischen Nationen, die den Europa-Gedanken bis in das 20. Jhdt. hinein prägen sollte.
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Autorenporträt
Enea Silvio Piccolomini (1405-1464) aus Corsignano/Pienza bei Siena gehört zu den bekanntesten Humanisten des ausgehenden Mittelalters. Als junger Mann kam er 1432 als Sekretär an das Basler Konzil, wo er sich der papstkritischen Mehrheit anschloss und den Theologen Nikolaus Cusanus kennen lernte. In die frühe Phase seiner Publizistik fällt die Liebesgeschichte Euryalus und Lukretia (1444), die zu den meist gelesenen Frühdrucken gehörte. Anfang 1443 trat er in den Dienst des deutschen Königs Friedrichs III., in dem er bis Ende 1455 verblieb. Er söhnte sich mit dem Papst aus und wurde Bischof von Triest, dann von Siena und schließlich 1456 Kardinal. Als er 1458 zum Papst gewählt wurde, nahm er seine zum Teil verbreiteten Briefe und Jugendschriften in der Retraktationsbulle zurück. Auch als Papst behielt er seine Vorliebe für die Kosmographie. Die 1461 verfasste Beschreibung Asiens war neben der schon früher verfassten Beschreibung Europas ein Teil der geplanten Weltbeschreibung. 14
64 starb er, als er den lange geplanten Kreuzzug gegen die Türken antreten wollte. Piccolomini gehört zu den populärsten Autoren des Humanismus.
Dr. Günter Frank ist Kustos des Melanchthonhauses in Bretten.
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