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Griechischer Logos und christlicher Glauben (Pistis) - in ihrer Opposition und auch vielfachen Durchdringung - sind Träger der europäischen Kulturgeschichte und formieren sie bis in die Gegenwart. Dabei artikuliert die europäische Kultur von ihren Anfängen an auch eine kritische Begleitstimme zu den kulturellen Leitkodierungen, die sich vor allem im Medium der Literatur äußert. Die Literatur hat Anteil an den epochalen Leitkodierungen und unterminiert sie zugleich. Das gilt für das griechische Drama sowohl wie auch für die große Darstellung der mittelalterlichen Metaphysik durch Dante wie auch…mehr

Produktbeschreibung
Griechischer Logos und christlicher Glauben (Pistis) - in ihrer Opposition und auch vielfachen Durchdringung - sind Träger der europäischen Kulturgeschichte und formieren sie bis in die Gegenwart. Dabei artikuliert die europäische Kultur von ihren Anfängen an auch eine kritische Begleitstimme zu den kulturellen Leitkodierungen, die sich vor allem im Medium der Literatur äußert. Die Literatur hat Anteil an den epochalen Leitkodierungen und unterminiert sie zugleich. Das gilt für das griechische Drama sowohl wie auch für die große Darstellung der mittelalterlichen Metaphysik durch Dante wie auch die großen literarischen Texte der Neuzeit.

Viettas bahnbrechende Einführung konzentriert sich auf die Formierungsphasen der europäischen Kulturgeschichte: Das ist die Formierung der Logos-Kodierung und der mit ihr einhergehenden Entmythisierung in der epistéme der griechischen Antike und deren kritischer Brechung im antiken Drama. Es ist die Formierung der christlichen Pistis und der aus ihr entlassenen Kultursysteme. Und es ist die Formierung der Neuzeit durch Prozesse der Säkularisation und der Selbstbegründung eines autonomen wissenschaftlichen Denkens und der philosophischen und literarischen Subjektivität, des Machtdiskurses der Aufklärung und der Entwicklung einer genuin europäischen, aber heute weltweiten sziento-technologischen Kultur.

Das Buch unternimmt es erstmalig, einen Gesamtaufriss der europäischen Kulturgeschichte einschließlich ihrer globalen Folgelasten in ihren Hauptlinien vorzuführen. Denn global gesehen hat die europäische Logos-Kodierung mit ihrer Entmythisierung heute eine weit über Europa hinausgehende sziento-technologische und ökonomischen Weltkultur geschaffen, die ihrerseits das europäische Erbe aufgenommen hat, aber eigenständig weiterentwickelt. Im Gegensatz zu anderen Weltkulturen formieren sowohl Logos- wie Pistis-Kodierung einen dualistischen Weltentwurf, der durch die Abwertung der Sinne, der Sinnlichkeit und der Materie gegenüber dem Geist, der Seele, bzw. dem abstrakten Begriff gekennzeichnet ist. Diese Kernformation der europäischen Metaphysik geht auch in die moderne sziento-technologische Kultur ein, die sie ihrerseits und mit ihren Mitteln fortsetzt.
Das Einleitungskapitel des Buches führt ein in Methoden und Begrifflichkeiten der Kulturwissenschaften. Die Studie selbst orientiert sich methodisch an einer erweiterten Texthermeneutik, Mentalitätsforschung und Systemtheorie und zielt auf die Begründung ei- ner genuin europäischen Kulturwissenschaft, für die das Buch den Namen Europäistik anbietet.

Aus dem Inhalt
1 Einleitung: Begriffe und Methodik einer europäischen Kulturwissenschaft
2 Die griechische Logos-Kodierung
3 Die christliche Pistis-Kodierung
4 Neuzeit: Sziento-Technologie, Subjektivität und kritisches Bewusstsein
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Stark beeindruckt ist der Rezensent Jochen Hörisch von dieser umfassenden Kulturgeschichte, die - zu seinem Erstaunen - aus einer Vorlesung hervorgegangen ist. Der Lesbarkeit des Bandes komme die didaktische Aufbereitung dabei sehr zugute, ohne dass je das Niveau darunter zu leiden hätte. Wenig lässt der Autor aus, lobt Hörisch, er spanne niemals brechende oder überzogene Bögen von der griechischen Dramatik bis zum Cyberspace. Strukturiert ist die, so Hörisch, in der Nähe zu systemtheoretischer Diktion erzählte Geschichte nach drei Grund-Codierungen: griechischer Logos, christlicher Glaube und die Moderne, die Subjekt, Ästhetik, Wissenschaft und Politik in neuartige Verbindung bringt. Als Sternstunden Europas arbeitet Vietta dabei jene Phasen heraus, in denen es nicht zu totalitären Zusammenschlüssen der Kulturbereiche oder Unterordnung unter Glauben oder Politik kam - in denen also jeder Bereich die Freiheit hatte, seiner Eigenlogik zu folgen.

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