Nicht die Religionen sind ein Problem für Europa, sondern die Annahme, dass nur säkulare Gesellschaften demokratische Gesellschaft sein können. José Casanova warnt: "gegen Immigranten gerichteter, fremdenfeindlicher Nativismus, konservative Verteidigung christlicher Kultur und Zivilisation, säkularistische anti-religiöse Voreingenommenheit, liberal-feministische Kritik am muslimischen patriarchalischen Fundamentalismus und Angst vor islamistischen Terrornetzwerken werden überall in Europa willkürlich zu einem anti-muslimischen Diskurs verschmolzen. Das macht ein beiderseitiges Entgegenkommen, das für eine erfolgreiche Integration notwendig ist - von Immigrantengruppen und von aufnehmenden Gesellschaften -, praktisch unmöglich."
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Erhellend findet Rezensent Otto Kallscheuer dieses Buch über "Europas Angst vor der Religion", das der amerikanische Religionssoziologe Jose Casanova vorgelegt hat. Der Band gibt für ihn nicht nur Einblicke in Casanovas Forschungen zur Globalisierung religiöser Diskurs- und Konfliktfelder, sondern trägt in seinen Augen auch zu einer "Entdramatisierung der 'islamischen Herausforderung' in Europa" bei. Besonders hebt Kallscheuer die Parallelen hervor, die der Autor zwischen antikatholischen Ängsten unter amerikanischen Einwanderungsgegnern des 19. und frühen 20. Jahrhunderts und antimuslimischen Stimmungen in Europa heute sieht. Im Blick auf die weitere Entwicklung "des" Islams im mehr und mehr globalisierten Weltmarkt der Religionen findet er bei Casanova eher "Fragen aus seinem Forschungslabor" als "handliche Antworten".
© Perlentaucher Medien GmbH
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