Nicht die Religionen sind ein Problem für Europa. Sondern die Annahme, dass nur säkulare Gesellschaften demokratische Gesellschaft sein können. José Casanova tritt dem in Europa verbreiteten Paradigma entgegen, Säkularisierung sei eine Vorbedingung für offene und demokratische Gesellschaften. Scharfsichtig analysiert er, wie daraus die Überzeugung entstanden ist, dass Religion intolerant sei und Konflikte erzeuge. Eine schiefe Wahrnehmung des Islam ist die Folge, durch die sich Europa in eine Reihe von Widersprüchen verstrickt. Er stellt verblüffende Parallelen her zwischen dem heutigen weltweiten Diskurs über den Islam als eine fundamentalistische, undemokratische und sexistische Religion und jenem Diskurs, den die Protestanten im 19. Jahrhundert über den Katholizismus geführt haben. Und er warnt: "Das macht ein beiderseitiges Entgegenkommen, das für eine erfolgreiche Integration notwendig ist - von Immigrantengruppen und von aufnehmenden Gesellschaften -, praktisch unmöglich." Ein äußerst lesenswertes Buch, das Stoff zum Nachdenken liefert und mit differenzierten Betrachtungen vermeintliche Gewissheiten aus den Angeln hebt.
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